Sonntag, 19. Juli 2009

Finanzinnovationen vs. Verbraucherschutz

Anhand der Erfindung der Dampfmaschine aus dem Jahr 1765 erläutert Robert J. Shiller in einem lesenswerten Essay in The New York Times, wie Finanzinnovationen voranschreiten sollten. Durch das Lernen aus Fehlern und Gefahren, indem Probleme schrittweise angegangen werden, mittels Geräte von zunehmender Komplexität und Raffinesse. „Unser Finanzsystem ist im wesentlichen explodiert mit Finanzinnovationen wie Collateralized Debt Obligations (CDO), Credit Default Swaps (CDS) und Subprime-Hypotheken, welche in den vergangenen Jahren zu Missbräuchen geführt haben, die in vielen Sektoren der Wirtschaft in Katastrophen mündeten“, hält Shiller fest.

„Wir müssen unsere Art erfinden, um diesen Gefahren aus dem Weg zu gehen, und wir werden es schaffen“. Diese Erfindung werde v.a. im privaten Sektor vorangehen, fügt Professor für Wirtschaft und Finanz an der Universität Yale. Doch der Staat muss eine Rolle spielen, weil die Zivilgesellschaft fordert, (1) das Leben der Menschen zu achten, (2) das Wohlbefinden zu respektieren und (3) vor übereifrigen Innovatoren, welche die öffentliche Sicherheit und unsachgemässe Nutzung der im Entstehen begriffenen Technologie missachten dürften, zu schützen. Die Obama Administration hat bekanntlich eine neue Agentur gegründet: „Consumer Financial Protection Agency“, welche die Aufgabe hat, Verbraucher vor betrügerischen Geschäften mit Hypotheken, Auto-Darlehen und Kreditkarten-Verträgen usw. in Schutz zu nehmen. Die neue Agentur wird v.a. „plain vanilla“-Produkte (einfach ausgestattete, Standardkonstruktionen) fördern, die einfach strukturiert werden und einfach zu verstehen sind. Die Finanzdienstleistungsindustrie hat jedoch dieses Vorhaben kritisiert, weil dadurch Innovationen angeblich bedroht werden.

Doch wie die Geschichte der Dampfmaschine zeigt, führt Innovation oftmals zu Spannungen zwischen Sicherheit und Leistung, betont Shiller weiter. „Wir müssen Erfindungen für eine bessere Wohlfahrt für Menschen fördern, indem wir Mechanismen zum Schutz der Öffentlichkeit einführen. Kann die Agentur diese Aufgabe erfüllen?“, wirft Shiller die Frage auf. Hätte die Subprime-Hypotheken-Krise verhindert werden können, wenn die Verbraucherschutz-Agentur vor 20 Jahren gegründet worden wäre? Wir wissen es nicht, schreibt der Wirtschaftswissentschaftler. Aber es scheint unwahrscheinlich, fügt er hinzu. „Unsere Gesellschaft braucht Innovationen auf den Finanzmärkten, und sie scheint immer noch anfällig für wechselnde „animal spirits“ und Spekulationsblasen, die wirklich große Probleme schaffen. Selbst wenn sie abgemildert werden können, dürften regelmäßige Krisen nicht vermeidbar sein, zumindest nicht durch das Verbot missbräuchlicher Kreditkarten oder auch, indem z.B. die bösen Jungs ins Gefängnis geworfen werden“.

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