Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat vorgestern ihre Wachstumsprognose für 2010 erhöht. Der leicht optimistischere Konjunkturausblick für die Weltwirtschaft hat Analysten veranlasst, das baldige Ende der Rezession auszurufen, obwohl Olivier Blanchard davor warnte, die Hilfen für Wirtschaft und Finanzsystem zurückzufahren, da es viel zu früh ist, sie zu beenden. Für etwas Überraschung sorgte gestern die Bank of England (BoE), indem sie nach ihrer geldpolitischen Sitzung keine Ausweitung des Volumens der mengenmässigen Lockerung („quantitative easing“ (QE)) ankündigte.
Das wurde von manchen Experten so kommentiert, als ob die QE-Politik bisher nichts genutzt hätte und die britische Zentralbank davon Abstand nehmen würde. Dabei hält die BoE an ihrem Plan nach wie vor fest, am offenen Markt weiterhin Staatsanleihen aufzukaufen. Die BoE wird auf ihrer Sitzung im August über ihre neue Einschätzung der Wirtschaftslage unterrichten. Die Zeit für eine Korrektur ist noch nicht gekommen. Es dürfte noch lange dauern, bis die Zentralbanken wieder zur Tagesordnung übergehen. Hat sich das Finanzsystem stabilisiert? Nein. Wachsen die Volkswirtschaften wieder? Nein. Schliesst sich die Produktionslücke (output gap)? Nein. Die Risikoprämien sind am Geldmarkt gesunken, aber sie befinden sich nach wie vor auf hohem Niveau. Die expansive Geldpolitik wird daher sowohl in den USA als auch in Grossbritannien fortgesetzt. Es besteht allerdings die Gefahr, dass die EZB dem politischen Druck nachgibt, und den geldpolitischen Kurs zu früh strafft. Auf diese Weise würde der Abschwung im Euroland sogar verlängert.
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