Hier ist ein lesenswerter Essay von Prof. Paul De Grauwe in FT zur aktuellen, mit harten Bandagen geführten Debatte zwischen Ökonomen unterschiedlicher Schulen (Ricardians vs. Keynesians) über die Mittel und Wege, die anhaltende Wirtschaftskrise anzugehen.
De Grauwe ergreift Partei für Keynesianer. Es bestehe derzeit keine Inflationsgefahr. Der Anstieg der Staatsverschuldung sei notwendig, um die Deflation zu bekämpfen. Ein Versuch, das Haushaltsdefizit jetzt zurückzufahren, würde deflationäre Kräfte in der Wirtschaft beschleunigen und dazu führen, dass die Rezession verlängert werde, schreibt Wirtschaftsprofesser, der an der University of Leuven unterrichtet. Der gegenwärtige Disput über das Thema „Hyperinflation vs. Deflation“ sei nicht nur für die Marktteilnehmer von entscheidender Bedeutung, sondern auch für die Politiker. Bei so viel Uneinigkeit unter Makroökonomen sei es nicht verwunderlich, dass Politiker unsicher werden und schwanken. In einigen Ländern wie den USA und Frankreich gehen die Entscheidungsträger dem Konzept von Keynes nach. In anderen wie Deutschland vertrauen die Politiker in Konzepte a la Ricardo („klassische Nationalökonomie“). Laut De Grauwe liegen aber die Keynesianer richtig. Der Punkt sei, dass die Kakophonie der Analyse zu erklären helfe, warum Politiker auf die gleiche Krise auf unterschiedliche Art und Weise reagieren und warum es so schwer fällt, sich auf ein koordiniertes Vorgehen zu einigen.
Wie soll aber die Krise der Makro-Ökonomie gelöst werden? Das Feld muss grundlegend erneuert werden, urteilt De Grauwe. „Einige der Mängel sind offensichtlich. Vor der Finanzkrise waren die meisten Makroökonomen von der Idee geblendet, dass die effizienten Märkte für Selbstdisziplin sorgen würden. Die Ökonomen dieser Schule haben sich nicht darum gekümmert, Finanzmärkte und den Bankensektor in ihre Modellwelt einzubauen. Dies ist ein großer Fehler“, hält De Grauwe fest.
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