Die weltweit wichtigsten Notenbanken haben unterschiedlich auf die Finanzmarktkrise reagiert. Fast genau einem Jahr nach ihrem Ausbruch ist der Schaden noch immer schwer abzuschätzen. Philipp M. Hildebrand, Vize-Präsident des Direktoriums der Schweizerische Nationalbank (SNB) redet davon, dass „wir uns in der wohl komplexesten globalen Finanzkrise seit den 30-er Jahren befinden“. Die Frage, ob es sich dabei auch um die grösste Finanzkrise handelt, könne aus heutiger Sicht nicht abschliessend beantwortet werden, so Hildebrand in einem Vortrag in Zürich vergangene Woche.
Für die SNB hängt nun sehr viel davon ab, wie die Auswirkungen der Finanzmarktkrise auf die Realwirtschaft durchschlagen. Die unterschiedlichen Ansätze der Zentralbanken zeigen nun aber Konsequenzen. Die US-Notenbank (Fed) hat mit drastischen Zinssenkungen reagiert. Die Wirtschaft ist in den USA im II. Quartal um 3,3% kräftig gewachsen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat hingegen ihren Leitzins erhöht. Allem Anschein nach ist das Wirtschaftswachstum in Europa im II. Quartal gesunken. In Deutschland lasse sich eine Rezession kaum abwenden, so die aktuelle Einschätzung der Deutschen Bank.
Die SNB betrachtet den Libor als die Schnittstelle zwischen Realwirtschaft und Notenbankinstrument. „Der 3-Monatssatz ist für die Schweizer Wirtschaft sehr wichtig. Viele Hypothekensätze sind an den Libor gebunden“, sagt Jean-Pierre Roth in einem Interview mit der „Finanz und Wirtschaft“. Der SNB, die keine restriktive Geldpolitik will, ist es gelungen, den Libor zu stabilisieren. Der 3-Monats-Libor befindet sich heute etwa auf dem gleichen Niveau wie vor 12 Monaten. Im Euroraum ist das nicht der Fall, betont der SNB-Chef Roth.
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