Dienstag, 30. September 2008

Finanzmarkt: Vertrauens- und Solvenzkrise

Der 700 Mrd. Dollar schwere Bankenrettungsplan (TARP) ist gescheitert. Der dadurch ausgelöste drastische Kurssturz an der New Yorker Börse hat die Marktkapitalisierung um 1'200 Mrd. Dollar verkürzt. Ohne Zweifel handelt es sich dabei um eine systemische, globale Vertrauenskrise. Die Ausgaben der Verbraucher sinken bereits seit ein paar Monaten. Der Privatkonsum macht rund ¾ der gesamten Wirtschaftsleistung in den USA aus. Es wird die längste und schwerste Rezession seit 50 Jahren, prognostiziert Nouriel Roubini, Wirtschaftsprofessor an der New York University.


Euribor 1-Month (€)

Der Euribor legte auf 5,05% zu. Das ist ein Rekordwert. Die Futures an der Chicago Board of Trade preisen zur Zeit eine Wahrscheinlichkeit von 66% für eine Zinssenkung durch die US-Notenbank um 50 Basispunkte im Oktober ein. Vor einem Monat betrug die Wahrscheinlichkeit Null Prozent. Der TED-Spread kletterte inzwischen von 1,10% vor einem Monat auf 3,25%. Die Differenz zwischen dem Satz, was die Banken (3-Monats-Libor) und das Treasury (3-Monats-Bill) für Geldausleihungen mit der Laufzeit von drei Monaten zahlen, stieg gestern auf 3,54%. Das ist der höchste Stand seit 1984. Der TED-Spread gilt als verlässlicher Indikator für das Risikomass am Interbankenmarkt. In einer Solvenz- und Kreditkrise wächst das Mistrauen unter Gegenparteien ins Unermessliche. Alle Finanzinstitute horten Geld. Die Refinanzierung stockt. Das De-Leveraging ist verfahren. Der Libor-OIS-Spread, der meist beachtete Stressindikator am Geldmarkt legte gestern auf 2,33% zu. Das bedeutet eine Verdopplung innert zwei Wochen. Die Differenz zwischen dem 3-Monats-Libor und dem 3-Monats-Swapsatz notierte noch Ende August auf 78Basispunkten. Im langfristigen Durchschnitt beträgt der Libor-OIS-Spread zwischen 19 bis 25 Basispunkten.

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