Nachdem die Angst um das Überleben der Traditionsbank im Markt die Runde machte, brachen die Aktien von Lehman Brothers gestern um mehr als 40% ein. Auch im nachbörslichen Handel setzte sich die Talfahrt fort, obwohl die angeschlagene amerikanische Bank mit mehreren möglichen Käufern über eine Übernahme verhandelt. Die Bank stellt sich komplett zum Verkauf. Das „Wall Street Journal“ nannte sogar konkrete Namen, welche Interesse zeigen. Die potenziellen Käufer zögern jedoch. Sie hoffen, dass die amerikanische Regierung sie dabei unterstützt, ähnlich wie es damals bei der Übernahme von Bear Stearns durch JP Morgan geschehen ist. Das ist Moral Hazard par excellence.
Der Tatbestand „too big to fail“ hat die US-Notenbank (Fed) im Fall der Investmentbank Bear Stearns zu einem „Bail out“ veranlasst. Die „implizite Staatsgarantie“ von Fannie Mae und Freddie Mac erhöhte die Risikobereitschaft von Marktteilnehmern, sodass im Immobilienmarkt eine Spekulationsblase entstanden ist. Das amerikanische Finanzministerium hat eingreifen müssen. Die beiden Hypothekenfinanzierer wurden unter die Obhut der Regulierungsbehörde (FHFA) gestellt. Während die Gewinne den Investoren zugute kamen, übernimmt die Öffentlichkeit (d.h. Steuerzahler) die Verluste. Da in Folge der Kreditmarktkrise zahlreiche Banken in Schieflage geraten sind, ist mit einer exzessiven Ausweitung der Moral Hazard Fälle zu rechnen. Das wird schliesslich auf Konjunktur lasten. Das Vertrauen im Markt wiederherzustellen, dürfte folglich viel mehr Zeit beanspruchen als ursprünglich eingeschätzt.
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