Montag, 15. September 2008

Schattenbankensystem: Ist keine Regulierung die beste Regulierung?

Die Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac standen auf der öffentlichrechtlichen Seite des Marktes. Die GSEs wurden vom Finanzministerium unter die staatliche Zwangverwaltung („conservatorship“) gestellt. Die Lehman Brothers befanden sich auf der privatrechtlichen Seite des Marktes. Der Staat weigerte der Investmentbank die Rettung. Dies mag darin liegen, dass das Moral Hazard-Potenzial nach der Bail-out von Bear Stearns durch die US-Notenbank (Fed) am Markt inzwischen erheblich gestiegen ist.

Zum Hintergrund: Die Protagonisten am Kreditmarkt verfügen über kaum Einlagengeschäft. Das bedeutet, dass sie stark vom Vertrauen und Wohlwollen (Gegenparteienrisiko) der anderen Handelspartner am Kapitalmarkt abhängig sind.

Der Boom am Kreditmarkt hat im Verlauf der vergangenen Jahre zu einer Reihe von innovativen Finanzprodukten geführt. Mit Hilfe von Zweckgesellschaften wie Conduits und SIV wurden hypothekarisch besicherte Wertpapiere an den Mann gebracht. So wurde neben dem traditionellen Bankensystem ein Schattenbankensystem etabliert. Es handelt sich dabei um Investmentgesellschaften, die wie Banken handeln aber keineswegs reguliert sind. Das Geld wurde kurzfristig geliehen und dann sofort langfristig angelegt. Die US-Notenbank unter der Ägide des ehemaligen Chefs Alan Greenspan und die Anhänger des Marktfundamentalismus lobten diese Strukturen für kreditfinanzierte Investitionen in hypothekenbesicherte Wertschriften als Bestandteil des modernen Finanzmarkts zur Risikostreuung und –verminderung. Die Risiken waren aber, wie es jetzt zum Vorschein kommt, weder breitgestreut noch reduziert. Sie waren aus der Bilanz der Finanzinstitute in Zweckgesellschaften verlagert. Paul Krugman, Professor für Wirtschaft an der Princeton University, nennt das System, welches ausserhalb der Reichweite der Bankregulierungsbehörden und Einlagenversicherungen operiert „russisches Roulette“ finanzieller Art. In seiner Kolumne in The New York Times schreibt Krugman weiter, dass die Akteure im Schattenbankensystem bisher nach der Regel handelten: Kopf: Ich gewinne. Zahl: Steuerzahler verliert.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Sehr interessante Beschreibung über eine, wie es ja von vielen genannt wird, "Finanzmafia"