Die US-Notenbank (Fed) hat vor rund 6 Monaten die Investmentbank Bear Stearns durch einen Notkredit von 29 Mrd. Dollar gerettet. Inzwischen ist Lehman Brothers, eine andere Investmentbank ins Wanken geraten und hat später Insolvenz (nach Kapitel 11 des US-Rechts) beantragen müssen. Die Notenbank hat aber eingegriffen. Warum? Gesinnungswandel oder andere Umstände? Nach Darstellung des Finanzministers Henry Paulson haben sich die Behörden dazu entschlossen, den Untergang von Lehman hinzunehmen, weil die „Umstände ganz andere“ sind. Die Schieflage von Lehman sei seit Monaten bekannt gewesen. Aktionäre und Anleihengläubiger hätten lange genug Zeit gehabt, sich darauf einzustellen und abzusichern. Das sei bei Bear Stearns nicht der Fall gewesen.
Marktbeobachter sagen, dass Lehman inkompetent genug war, sich selbst in die Luft zu sprengen und zu zerstören, während Bear’s Inkompetenz genug war, das ganze Finanzsystem zu drohen. Bear Stearns Exposure am Derivaten-Markt habe sich ausserdem auf rund 9'000 Mrd. Dollar belaufen. Lehman’s Gewicht sei hingegen nur ein Bruchteil davon gewesen. Wie ist die Rettung ("bail out") des schwer angeschlagenen Versicherungsriesen AIG zu bewerten? Die US-Notenbank hat gestern Abend einen Kredit von 85 Mrd. Dollar zugesagt, und einen Zusammenbruch des Konzerns vermieden. „Too big to fail“? Die Fed teilte mit, dass der Rettungsplan ein "unkontrolliertes Versagen" des Instituts verhindern solle. Die amerikanische Regierung übernimmt rund 80% der Kontrolle an AIG. Die Interessen der Steuerzahler seien durch die Kernbedingungen dieses Kredits geschützt, teilte die Fed mit. Wer wird aber Forderungen im Zusammenhang mit Kreditderivaten (Credit Default Swaps) in Milliardenhöhe nachkommen? Natürlich Steuerzahler. AIG hatte zuletzt einige Skandale am Hals: Ermittlungen im Hinblick auf Unregellmässigkeiten in der Bilanz. Deshalb musste der Chef, der den Konzern vor fast vierzig Jahren aufgebaut hatte, gehen.
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