Finnlands Wirtschaft war zu Beginn der 1990er
Jahren durch eine Kombination aus einer geplatzten Immobilienblase und dem
Zusammenbruch der Sowjetunion stark betrübt. Das Ergebnis war ein schwerer
Einbruch der Konjunktur und eine verlangsamte Erholung der Wirtschaft.
Der gegenwärtige Abschwung ist zwar gemessen am BIP
pro Kopf nicht so schwer, aber weit hartnäckiger.
Wie Matt O’Brien im WonkBlog hervorhebt, ist Finnlands Wirtschaft (aber auch die der
Niederlande) seit 2007 weniger gewachsen als Island. Zur
Erinnerung: Island ging im Jahr 2008 im Grunde genommen Konkurs, wenn man es drastisch
beschreiben darf.
Was ging schief? Die finnische Wirtschaft hat
hauptsächlich zwei Export-Sektoren: Forstprodukte und Nokia (mobile phones). Beide sind aber abgestürzt. Stichworte: Apple-Konkurrenz mit iPhone und iPad und der schwache Welthandel.
Finnland würde unter Umständen abwerten, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Das ist aber nicht möglich, weil das Land in der EMU ist, d.h. dass es nicht eigene Währung hat, die es abwerten kann. Und die Anpassung geschieht daher via internal devaluation. Die Kostensenkung findet m.a.W. durch Lohnsenkung statt, was auf der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage lastet und das Wirtschaftswachstum verringert.
Die Euro-Zwangjacke und die Folgen in Bezug auf das
Wirtschaftswachstum, Graph: Matt O’Brien in WaPo Wonkblog
Da die EU-Regeln Finnland zwingen, die Gürtel enger
zu schnallen (austerity), senkt die Regierung gleichzeitig auch die Staatsausgaben, was die
Rezession verschlimmert und deflationäre Tendenzen hervorruft.
Nocheinmal: Es ist schwer, es schlimmer zu haben
als Island. Denn Islands gesamte Wirtschaft hat sich schliesslich im Jahr 2008
wie ein Hedge-Fonds erwiesen. Die Banken haben Zahlungsunfähigkeit (default)
erklärt. Die Regierung hat die Finanzinstitute retten müssen. Und die
Landeswährung hat 60% an Wert verloren.
Obendarauf hat Island zwischen 2009 und 2014
nahezu doppelt so viel Austerität als die Niederlanden und 12-mal soviel wie
Finnland gehabt. Und wenn das noch nicht genug war, hat Finnland
Kapitalverkehrskontrollen eingeführt, um den Kapitalabfluss zu unterbinden, wie
O’Brien ausführlich beschreibt.
Trotz alledem hat Island es geschafft, Finnland und
die Niederlande zu übertreffen. Wie ist das möglich?
Nun, Island ist nicht im Euro. Es hat seine eigene
Währung; die isländische Krone. Wie so viel Wertverlust der Landeswährung den
Menschen in Island wehgetan hat, hat es auch geholfen, die Landesgüter im
Ausland wettbewerbsfähiger zu machen.
Der Euro hingegen tut genau das Gegenteil. Länder,
die ihre Währung nicht abwerten oder die Zinsen nicht senken können, geraten in
Schwierigkeiten. Alles, was sie tun können, ist, die Löhne zu senken und die Ausgaben
zu kürzen.
Die Euro-Zwangsjacke verwandelt m.a.W. gewöhnliche
Probleme in aussergewöhnliche Probleme (siehe Finnland) und aussergewöhnliche
Probleme in Probleme historischen Aussmasses (seihe Griechenland).
3 Kommentare:
so ist es! leider werden das weder die deutschen noch die griechen hier lesen - und wenn, nicht verstehen wollen...
Diese Analyse wundert mich dann schon. Denn der Euro hat doch gewaltig abgewertet. Nutznießer dieser Abwertung war die exportlastigen Länder wie Deutschland und Finnland. Gerade die Schweiz erlebt durch die Aufwertung seiner Währung einer seiner schwersten Krisen. Würde Finnland noch mehr abwerten, würde das Bedeuten, dass die Rohstoffe, die Finnland braucht, um seine Wirtschaft am Laufen zu halten, teurer werden.
Zusammenfassend kann man festhalten, dass die wirtschaftliche Misere Finnlands, der einseitigen Ausrichtung seiner Wirtschaft geschuldet.
@Johannes, warum wundert es dich? Die Analyse beruht auf VWL-Lehrbuch 1. Semester.
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