Freitag, 24. Juli 2015

Geldmenge und Modellbildung für die Wirtschaft

Die Notenbankgeldmenge ist in der Schweiz per Juni 2015 auf einen neuen Rekordwert geklettert: 453,3 Mrd. CHF.

Die Überschussreserven der Banken sind damit nochmals etwas gestiegen. Die Banken übertreffen das Mindestreserveerfordernis im Durchschnitt um rund 372 Mrd. CHF.

Die monetäre Basis besteht aus dem Notenumlauf + Girokonten inländischer Banken bei der SNB. Vor dem Ausbruch der Finanzkrise lag die Notenbankgeldmenge auf 49,5 Mrd. CHF.

Was bemerkenswert ist, dass der Anstieg der Notenbankgeldmenge um das rund 9-fache keine Inflation ausgelöst hat. Ganz im Gegenteil: Die Inflation in der Schweiz ist negativ. Und die SNB prognostiziert auch für 2016 eine negative Inflation (minus 0.4%).

Gewöhnliche Makro-Modelle über das wirtschaftliche Gleichgewicht besagen, dass es eine proportionale Beziehung zwischen dem Anstieg der Geldbasis (z.B. um 400%) und dem Preisniveau (um 400%) gibt. Und die historische Datenerhebung scheint diese Aussage zu bestätigen.



Schweiz: Notenbankgeldmenge (monetary base), Graph: SNB in: “Statistisches Monatsheft” Juli 2015

Wenn die Wirtschaft aber in einer Liquiditätsfalle steckt, wie das Hicks’sche Modell nahelegt, wirkt der Anstieg der Geldbasis überhaupt nicht inflationär. Zumal das mittels einer Produktionsfunktion geschätzte gesamtwirtschaftliche Produktionspotenzial für das erste Quartal eine Produktionslücke (output gap) von minus 1.0% ergibt.


Schweiz: Produktionslücke (output gap), Graph: SNB in: Quartalsheft 2/2015


Sucht man ein aktuelles Beispiel, ist auf die japanische Erfahrung in den 1990er Jahren hinzuweisen.


Schweiz: Kerninflation, Graph: SNB in: Quartalsheft 2/2015


Die ganze Entwicklung deutet im Grunde genommen auf einen bemerkenswerten Triumph ökonomischer Modellbildung hin, wie Paul Krugman betont. Die Aussagen von Liquiditätsfalle-Analysen a la Hicks galten einst als aufschreckend und wurden von vielen belächelt. Nun erweist sich die Theorie als wahr. Aus pädogogischen Zwecken ist es immer vorteilhaft, solche Abbildungen im gesamten Zusammenhang  darzustellen.

Ach, übrigens: Die Aussichten für das laufende Jahr bleiben in der Schweiz weiterhin gedämpft.






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