Donnerstag, 30. Juli 2015

Eurozone und sinkende Nachfrage

Die von der EZB heute gelieferte Abbildung zeigt in aller Deutlichkeit, wie die stumpfsinnige Austeritätspolitik auf der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage lastet.

Die Binnennachfrage verharrt immer noch unter dem Vor-Krisen-Niveau. Die EZB führt die Entwicklung auf 1) die Bilanzkonsolidierung im Privatsektor, 2) den Schuldenabbau-Prozess im Banken-Sektor, und 3) die unvorteilhafte finanzielle Lage in einigen Ländern zurück. Aber nice try!

Die EZB erklärt ferner, dass die Staatsschuldenkrise im Jahr 2012 zu einer erhöhten Unsicherheit führe und dadurch negative Auswirkungen auf das Verbrauchervertrauen und die Investitionsausgaben der Unternehmen entfalte.

Es fragt sich aber, ob es Sinn mache, dass die EU-Behörden vor diesem Hintergrund weiterhin auf Sparkurs bestehen, wenn die privaten Haushalte sich mit Konsum zurückhalten, die Unternehmen nicht investieren und die öffentliche Hand die Ausgaben kürzt.

Woher soll das Wachstum kommen, wenn alle die Gürtel enger schnallen? Die Eurozone kommt mittlerweile seit sechs Jahren nicht aus der Misere.



Aussen- und Binnennachfrage in der Eurozone, Graph: ECB in: Economic Bulletin, July 30, 2015 

Auf der einen Seite sind die Probleme, mit denen Europa konfrontiert ist, im Grund genommen ganz einfach und verständlich. Auf der anderen Seite ist die Debatte über die aktuelle Wirtschaftspolitik so irreführend, dass die getroffenen Massnahmen, die nichts taugen, weiterhin in Kraft bleiben, wie Paul Krugman beschreibt. 

Wenn die herkömmliche Geldpolitik an der Nullzins-Grenze (zero lower bound) zu kurz greift, steht die Fiskalpolitik verfügbar. Doch sind die Verfechter der neoliberalen Wirtschaftspolitik vehement dagegen, expansive Fiskalpolitik zu verwenden. Und sie ziehen weiter in die falsche Richtung, wider besseres Wissen.


Intra und Extra Eurozone Handel, Graph: ECB in: Economic Bulletin, July 30, 2015 

Der Handel ausserhalb der Eurozone ist laut EZB seit Ende 2008 um 25% gestiegen.


Im Ergebnis fährt die Politik mit höchst umstrittenen “second-best Politik” wie z.B. QE (quantitative easing) und internal devaluation (Lohnkürzungen und Sozialabbau) fort. Und Europa erleidet eine schwere defizitäre Gesamtnachfrage.

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