Nach der Bekanntgabe eines neuen Rettungspakets für
Griechenland befasst sich Ben Bernanke
in seinem Blog mit der anhaltenden Krise in der Eurozone.
Der ehemalige Fed-Präsident stellt rhetorisch die Frage, ob
die europäischen Entscheidungsträger die breit angelegte wirtschaftliche
Erholung liefern können, die benötigt wird, um Ländern in Not wie z.B. Griechenland
eine vernünftige Chance zu geben, um Zielsetzungen in Bezug auf das Wachstum,
die Beschäftigung und die Fiskalpolitik zu erfüllen.
Die Antwort auf seine Frage liegt auf der Hand:
Performance der Eurozone ist zutiefst enttäuschend, um es milde auszudrücken.
Die schwache Erholung von der Krise ist laut
Bernanke im Wesentlichen auf drei Faktoren zurückzuführen:
(1) Der politische
Widerstand, der die Umsetzung einer aggressiven Geldpolitik durch die EZB
verhindert hat,
(2) Eine übermässig restriktive Fiskalpolitik, v.a in
Deutschland, wo es einen finanzpolitischen Spielraum vorhanden wäre und keine
unmittelbare Notwendigkeit besteht, die Gürtel enger zu schnallen,
(3)
Verzögerungen , die notwendigen Schritte zu tun, wie z.B. Stress-Tests mit
Banken in den USA im Jahr 2009, um das Vertrauen in das Bankensystem
wiederherzustellen.
Arbeitslosigkeit: USA vs. Eurozone, Graph: Ben Bernanke in Brookings
Bemerkenswert ist, was Bernanke von Strukturreformen, die die EU-Behörden
seit fast fünf Jahren vorantreiben wollen, hält.
Der an der Brookings Institution forschende Wirtschaftsprofessor sagt, ohne mit der Wimper zu
zucken, dass strukturelle Reformen für das langfristige Wachstum wichtig sind:
Sparmassnahmen sind weniger relevant, wenn viele Menschen arbeitslos sind.
Strukturelle Probleme exisitieren in Europa ohnehin schon seit langer Zeit. Die
träge Erholung der Wirtschaft kann deshalb in der Gegenwart mit dem Hinweis darauf
nicht erklärt werden.
Fazit:
Bernanke hinterfragt also in aller Deutlichkeit den heiligen Status von
Strukturreformen in Europa. Das ist hervorragend.
Während Ökonomen, die sich am Lehrbuch der
Volkswirtschaft halten, und die stumpfsinnige Austeritätspolitik in der
Eurozone mit vernünftiger Begründung ablehnen, als radikal zurückgewiesen und übel beschimpft werden, finden die sog. Very Serious People Gehör. Leider. Und
Leittragende sind Millionen von Menschen, die sich selbst überlassen, ohne
Arbeit irgendwie über die Runden kommen müssen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen