Simon Wren-Lewis nimmt eine aktuelle
Aussage von Andrew Haldane (dem executive director von Bank of England for financial stability) zum Anlass, ein umstrittenes Thema in den
Mittelpunkt des öffentlichen Interesses zu rücken: Sollen die Notenbanker nur
über die Geldpolitik reden und keine politische Ratschläge erteilen?
Haldane hat neulich das britische Modell von corporate governance in Frage gestellt
und des short-terminism bezichtigt. In Grossbritannien gibt es seit langer Zeit
Forderungen, das deutsche Modell zu übernehmen.
Es wird oft gesagt, dass die Zentralbanker sich in
Bezug auf politische Fragen, die nicht zu ihrem Zuständigkeitsbereich gehört,
zurückhalten sollen, als Teil einer impliziten Gegenleistung (quid pro quo) mit Politik, sodass
Politiker darauf verzichten, ihre Meinung über die Geldpolitik in der
Öffentlichkeit kundzutun, erklärt Wren-Lewis.
Abgesehen davon, dass die EZB (*) keine Kenntnis davon
nimmt, wundert sich der an der Oxford
University lehrende Wirtschaftsprofessor, ob es sich dabei um eine Fiktion
handelt, damit die Politiker die Zentralbanker bremsen können, sich über Themen
zu äussern, die die Politiker vielleicht umständlich finden, wie z.B. dass die
Austeritätspolitik (fiscal austerity)
unser Leben erschwert.
In einem Land wie Grossbritannien ist es nicht
klar, was die Bank of England (BoE)
aus quid pro quo ausmacht, so
Wren-Lewis weiter. Und wenn es jemanden wie Haldane mit der weit reichenden
Vision davon abhält, Fragen aufzuwerfen, nur weil sie als politisch erachtet
werden könnten, muss man sich wundern, ob diese gegenseitige öffentliche Unterbindung
einem sozialen Zweck dient.
Es besteht die Gefahr, dass die Zentralbank
politisiert wird, wenn z.B die Fed heiss diskutierten politischen
Grundsatzfragen Stellung nimmt, bemerkt Mark Thoma dazu in seinem Blog und
deutet auf einen Artikel von Willem
Buiter im Februar 2007 hin.
Ich glaube, dass es ein grosser Fehler für die
Notenbanker ist, ihre Ansichten über politisch strittige Fragen ausserhalb
ihrer Mandate öffentlich zum Ausdruck zu bringen, bemerkt Buiter. Der Fehler
ist nicht weniger ernst, nur weil sie häufig von Zentralbanker in der ganzen
Welt begangen wird, so der Chefökonom der Citigroup weiter.
Die Fiskalpolitik hat eine klare Verbindung mit der
Geldpolitik, durch die Haushaltsbeschränkungen, die die Regierung festlegt. Und
es gibt auch Zeiten, wenn die Geldpolitik die Hilfe der Finanzpolitik braucht.
Daher hat Thoma kein Problem damit, wenn die US-Notenbank sich zu aktuellen Fragen
der Fiskalpolitik äussert, wie z.B. Bernanke es getan hat.
Er habe aber ein bisschen Mühe damit, wenn es um
das Thema “Ungleichheit” geht, betont der an der Oregon University lehrende Wirtschaftsprofessor. Zur Erinnerung:
Janet Yellen, Nachfolgerin von Bernanke als Fed-Chefin hat darüber gesprochen
und Reaktionen auf der rechten Seite des politischen Spektrums ausgelöst.
Es ist daher laut Thoma schwer zu sehen, wie das Thema
mit dem geldpolitischen Mandat der Fed in Verbindung steht. Und die Republikaner versuchen währenddessen, die Befugnisse der US-Notenbank zu kürzen.
Das mag ein zu vorsichtiger Ansatz sein. Aber die
Fed sollte vielleicht sich frei fühlen, und was auch das Thema immer ist,
darüber reden. Die Unabhängigkeit der
Fed war während der Great Recession massgeblich. Sonst wäre die Geldpolitik so
schrecklich wie die Fiskalpolitik. Das heisst, dass die Dinge viel schlimmer gewesen wären.
Thoma würde deshalb kein Risiko eingehen: Er ist also mit Buiter in dieser Hinsicht einverstanden.
(*) Es ist schon rätselhaft, wie die EZB weiterhin
auf die Regierungen einwirken kann, fiskalpolitische und andere Massnahmen zu
treffen, die ihren eigenen Modellen zufolge, die Produktion (output) und gleichzeitig die Inflation
schrumpfen lassen würden, während sie selbst die Kontrolle darüber verliert.
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