Samstag, 18. Juli 2015

Was ist das neue “Monetary Offset”-Argument?

Die Ablehnung des fiskalpolitischen Ansatzes für die makroökonomische Stabilisierung scheint ein wesentlicher Teil des Market Monetarism (MM) zu sein. 

Das ist die Schlussfolgerung, die Tony Yates, der das Geschehen über Twitter und in der Blogosphäre beobachtet, in seinem Blog präsentiert.

Der an der University of Birmingham in Grossbritannien forschende Wirtschaftsprofessor fasst die Ideen, die dahinter stecken, zusammen. Auch wenn die Liste unvollständig sein mag, lohnt sich für Neugierige ein Blick darauf. Und Yates legt anschliessend eine lesenswerte Widerlegung der einzelnen Aspekte des MM-Standpunktes dar.

Auch Simon Wren-Lewis schaltet sich in seinem Blog aus aktuellen Gründen in das Thema ein und bemerkt, dass es nicht MM’s Hauptargument ist, dass die Fiskalpolitik keinen Auswirkungen auf die Nachfrage und damit die Output hat, sondern dass die Geldpolitik diese Effekte immer ausgleichen kann.

Der an der Oxford University lehrende Wirtschaftsprofessor nennt es “monetary offset”-Argument. Und es ist tatsächlich ein wesentlicher Bestandteil der keynesianischen Einwände gegen die Austeritätspolitik in einer Liquiditätsfalle.


Kontraktive Fiskal Politik versus reales BIP-Wachstum, Graph: Simon Wren-Lewis 

Es gibt einen eindeutigen negativen Zusammenhang zwischen dem Ausmass der Gürtel-enger-schnallen Politik und dem realen BIP-Wachstum

In einer Liquiditätsfalle (liquidity trap) ist die Fähigkeit der Geldpolitik, die Austerität (fiscal austerity) auszugleichen, stark beeinträchtigt. Es ist daher sinnvoll, um die harschen Sparmassnahmen hinauszuschieben, bis zu einem Zeitpunkt, wenn monetary offset eindeutig (wieder) möglich ist, argumentiert Wren-Lewis.

So ist die Idee, dass monetary offset passieren kann, laut Wren-Lewis unstreitig. Was aber fraglich ist, in welchem Ausmass die Liquiditätsfalle (die Tatsache, dass die nominalen Zinsen nicht negativ werden können) vollständiges monetary offset verhindert.

Wenn empirische Beweise gefunden werden könnten, dass monetary offset auch während einer Liquiditätsfalle funktioniert, wäre es eine leistungsfähige Unterstützung für den MM-Fall.

Mark Sadowski zeigt z.B., dass es keinen Zusammenhang (correlation) zwischen dem konjunkturbereingten Primärsaldo (cyclically adjusted primary balance) als Messwert der Fiskalpolitik und dem nomialen BIP-Wachstum gibt, zwischen 2009 und 2014 in den Ländern, die eine unabhängige Geldpolitik betreiben.

Aber vorsicht: Es gibt eine Unmenge von Problemen mit einfachen Korrelationen, weshalb heute recht aufwendige ökonometrische Methoden heutezutage verwendet werden, um die Auswirkungen der Fiskalpolitik zu bewerten.

Allem Anschein nach bringt niemand Besorgnisse in Bezug auf die Fiskalpolitik wegen der Auswirkungen auf das nominale BIP zum Ausdruck. Das Problem ist immer die Auswirkungen auf die Realwirtschaft, aus Gründen, die ausreichend klar sind, wie Wren-Lewis als Fazit festhält.




Keine Kommentare: