Finnlands Wirtschaft schrumpft seit mehr als drei
Jahren. Die Industrieproduktion ist zuletzt um 5,1% eingebrochen. Die Inflation
ist negativ. Und die Arbeitslosigkeit verharrt auf 10 Prozent.
Nun hat die finnische Regierung angekündigt, die Löhne
zu senken, um die Wirtschaft anzukurbeln. Das ist Wahnsinn.
Zur Erinnerung: Finnland ist einer der treuesten
Verbündeten Deutschlands in Sachen Austerität. Kein anderes Land ist
Griechenland so mit der Tür ins Haus gefallen wie Finnland. Jetzt beginnt
Helsinki selbst, die Schmerzen der stumpfsinnigen Austeritätspolitik inmitten
einer schweren Krise zu spüren.
Dennoch sagt
Juha Sipila, der finnische Premierminister, dass das Land 1,5 Mrd. EUR
braucht, um ein Sparpaket für das Haushaltsziel zusammenzuschnüren.
Das wird mit sicherlich auf der
gesamtwirtschaftlichen Nachfrage lasten. Lohnsenkungen in einer schwer
angeschlagenen Wirtschaft führen zu Deflation, weil das Inflationsziel weiter
unterboten wird.
Finnlands Arbeitslosigkeit, Graph: Statistics Finland
Die Löhne sollten sich an der nationalen
Produktivität und der Ziel-Inflationsrate der EZB, die die Geldpolitik für die
gesamte Eurozone macht, orientieren, um die Binnennachfrage zu stimulieren und
die Konjunktur anzuregen.
Finnlands Wirtschaftswachstum, Graph: Statistics Finland
Finnlands Regierung will die Lohnstückkosten (ULC: unit labor cost) bis 2019 um 5% senken:
Weniger Lohn bedeutet aber weniger Nachfrage für Unternehmen. Es ist daher
entscheidend, dass die öffentliche Hand dafür sorgt, dass der Link zwischen
Sparen und Investieren funktioniert. Das heisst, dass der Staat, anstatt die
Ausgaben zu kürzen, Investitionen z.B. in Infrastruktur, Ausbildung und Umwelt tätigen
soll.
Finnlands Industrieproduktion, Graph: Statistics Finland
Bemerkenswert ist, dass die Lohnstückkosten von
Finnland um 20% höher liegen als in seinen wichtigsten Handelspartner. Das deutet
wiederum darauf hin, dass Deutschland mit Lohndumping seine Handelspartner in
der Eurozone in der Tat an die Wand gedrückt hat.
Wie Finnlands Wirtschaft sich bisher im Euro
entwickelt hat, Graph: Neil Irwin in
NYTimes
Interessant ist ferner zur
Kenntnis zu nehmen, dass Finnland davon überzeugt ist, dass die “kurzfristigen
Kosten der Inflexibilität” auf lange
Sicht von angeblich "riesigen Vorteilen mehr als ausgeglichen" werde. Wo sind
aber die Vorteile der Gemeinschaftswährung, wenn das Land in der Euro-Zwangsjacke
steckt, wie Paul Krugman in seinem Blog fragt.
Wirtschaftswachstum Finnland (EUR) vs. Schweden
(SEK), Graph: Paul Krugman in NYTimes
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