Montag, 13. Juli 2015

Europa: Austerität kennt keine Wiederkehr

Es geht Griechenland heute schlechter als der amerikanischen Wirtschaft in den 1930er Jahren während der Great Depression, beschreibt NYTimes mit folgenden Abbildungen.

Während Kapitalverkehrskontrollen immer noch in Kraft sind, bleiben die Banken weiter geschlossen. Verhandlungen ziehen sich in die Länge. Der Geduldsfaden droht zu reissen. Auch der Ton der renommierten Ökonomen, die die Austeritätspolitik in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft zu Recht als sinnlos betrachten, verschärft sich.

Larry Summers  schreibt in FT, dass Griechenlands Beziehung mit der Eurozone mittlerweile einer Seifenoper finanzieller Art ähnelt und die Story in naher Zukunft voraussichtlich nicht zu Ende zu gehen scheint.

Die Sorge um deutsche Vorherrschaft in Europa tritt nun stärker hervor als zu jedem beliebigen Zeitpunkt in den letzten 70 Jahren, betont der an der Harvard University in den USA lehrende Wirtschaftsprofessor.



Wirtschaftswachstum: Griechenland (heute) vs. Great Depression in den 1930er Jahren, Graph: NYTimes in: "Is Greece worse off than the US during the Great Depression?"

Die Nachrichten aus Europa sind schrecklich, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog bei NYTimes, dass Griechenland materiell kapituliert, ist Deutschland nicht gut genug: Deutschland strebt Regimewechsel und völlige Demütigung an, legt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises dar. Es gibt eine erhebliche Fraktion, die Athen aus dem Euro treiben will, als Warnung sozusagen für den Rest der Euro-Mitglieder, so Krugman weiter.

Alle erstaunen an Deutschlands Unverfrorenheit, nimmt Joseph Stiglitz in einem lesenswerten Artikel  (“The US must save Greece”) in TIMES kein Blatt vor den Mund. 

Die USA waren nach dem Krieg grosszügig mit Deutschland. Nun ist es Zeit für die USA, grosszügig mit unseren Freunden in Griechenland zu sein, während sie in Not sind, wo sie zum zweiten Mal in einem Jahrhundert von Deutschland, dieses Mal mit Unterstützung der Troika, zerquetscht werden.

Der an der Columbia University forschende Wirtschaftsprofessor legt Athen Argentinien als Vorbild nahe: Selbst der IWF hält inzwischen eine Umstrukturierung der Schulden Griechenlands für absolut notwendig. Das Land könnte an BIP-verknüpfte Anleihen begeben, während die Zinszahlungen mit dem Anstieg des Wirtschaftswachstums angepasst würden.

Mark Blyth deutet in einem lesenswerten Artikel (“A pain in the Athens. Why Greece isn’t to blame for the crisis”) in Foreign Affairs darauf hin, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel, obwohl Deutschland (“serial defaulter”) im 20. Jahrhundert vier Mal Schuldenerlass genossen hat, nicht bereit ist, über Umschuldung zu reden, und die Schuld weiterhin Griechenland zuschiebt.




Arbeitslosigkeit: Griechenland (heute) vs. Great Depression in den 1930er Jahren, Graph: NYTimes 



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