Wenn jeder, der ein Konto bei einer Bank hat, auf
einmal sein Geld abheben will, geht der Bank das Geld aus. Und die Bank geht
möglicherweise Pleite. Das ist der Grund, warum Kundenansturm (bank run) so gefährlich ist.
Und es ist
daher eine der Schlüsselrollen, die eine Zentralbank spielt, Banken, die sonst
solvent sind, mit Liquidität zu versorgen, damit eine Bank Kundeneinlagen nicht
verweigern kann.
Wenn die Zentralbank die sog. “lender of last resort” Funktion nicht ausübt, reicht ein Gerücht aus, dass alle Kunden von der
Bank, die angeblich insolvent sei, ihre Ersparnisse abheben und der Bank
Barbestände ausgehen, mit der Gefahr, dass die Bank sogar pleite geht.
Die EZB hat am 28. Juni 2015 den Wunsch der
griechischen Zentralbank nach einer Aufstockung der Notkreditlinien an
griechische Banken (um weiter 6 Mrd. EUR) abgelehnt.
Vor diesem Hintergrund schreibt Martin
Hellwig in einem
unbedingt lesenswerten Beitrag im Blog Ökonomenstimme, dass das Einfrieren der Notkredite fragwürdig ist. Das ist mit den
vertraglichen Pflichten der EZB nicht vereinbar, hält der am Max-Planck-Institut forschende
Wirtschaftsprofessor fest.
Das Einfrieren der Notkredite hatte die Schliessung
der griechischen Banken zur Folge. Die griechischen Regierung hat zugleich auch
Kapitalverkehrskontrollen einführen müssen.
Es ist laut Hellwig befremdlich, dass die EZB
nunmehr den griechischen Banken die weitere Unterstützung versagt. Für die
Wirtschaft eines Landes ist die Zerstörung des Bankensystems und der Zahlungsprozesse
so etwas wie die Zündung einer Atombombe. Die Schäden sind unübersehbar, legt
Hellwig weiter dar.
Griechenland will im Euro bleiben. Die anderen
Länder haben kein formales Recht, das Land aus dem Euro-Raum zu schmeissen. Die
griechischen Regierung würde aber zum Austritt gezwungen, wenn die EZB nicht mehr
Liquidität bereitstellen würde.
Das ist die sich selbsterfüllende Logik eines
Kundenansturms (bank run), betont Simon Wren-Lewis in seinem Blog mit Nachdruck.
Die EZB hat am 28. Juni durch die Begrenzung der
Finanzierungshilfe die griechische Regierung wegen der Nichtumsetzung der von
der Troika vorgeschriebenen Bedingungen bestrafen wollen, weil die griechische
Regierung obendrauf noch ein Referendum ausgerufen hat, argumentiert
Wren-Lewis.
Die EZB war nie ein neutraler Aktuer, der den
Regeln einer guten Zentralbank folgt. Immer war sie ein Teil der Troika. Nun
ist sie sogar Vollstreckerin der Troika geworden, unterstreicht der an der Oxford University lehrende
Wirtschaftsprofessor.
Es ist nicht das erste Mal, dass die EZB dem
politischen Druck beugt, wie Charles
Wyplosz in einem lesenswerten Beitrag (“Grexit:
The staggering cost of central bank dependence”) in voxeu schildert.
Die EZB hätte eine politisch unabhängige Bank sein
können. Aber es fragt sich, warum sie sich davon abgewendet hat.
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