Mittwoch, 8. Juli 2015

Warum will Deutschland Griechenland los werden?

Nach einem kurzen Besuch in Berlin schreibt Simon Wren-Lewis in seinem Blog, dass es für ihn schnell klar wurde, in welchem Umfang in Deutschland eine Fantasy-Geschichte über Griechenland verbreitet werde. Es ist das Bild von privilegierten und faulen Menschen in Griechenland, die standing Rettungspakete entgegen nehmen, ohne etwas selbst zu unternehmen, um die eigene Situation zu verbessern.

Die Phantasie, die die deutsche Politik steuert, ist auch im Kreis von gut informierten Menschen (über die Wirtschaft) vorhanden, betont der an der Oxford University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Deutschland weigert sich insbesondere, über Schuldenerlass zu reden. Was treibt aber Deutschland so erbittert, das griechische Problem loszuwerden?

Eine mögliche Antwort darauf ist, dass Deutschland die Wahrheit über den Fall Griechenland störend empfindet, und auch zu herausfordernd. Denn Griechenland hat seit 2010 alles getan, was die Troika vorgeschrieben hat. Man denke dabei z.B. an den Primärüberschuss, den Athen vorgelegt hat.

Für viele Menschen ausserhalb von Deutschland steht ausser Frage, dass das, was Griechenland präsentiert hat, kaum überrascht: Austerität ist kontraktiv und harsche Sparmassnahmen sind ruinös.

Doch in Deutschland gelten Keynes’ Ideen als grundlegend falsch und werden als “angelsächsische Wirtschaft” beschrieben. Griechenland ist eine Art Experiment geworden, wer Recht hat: die deutsche Sicht oder die “angelsächsische Wirtschaftspolitik”?

Die Ergebnisse des Experiments sind nicht nach Deutschlands Geschmack. Genau wie die angelsächsische Wirtschaftspolitik vorausgesagt hat, sind die Ergebnisse der Austeritätspolitik, die die Troika verordnet hat, katastrophal.

Es ist viel einfacher, so zu tun, wie wenn die Probleme von Griechenland im Volk liegen würden, d.h. mit Landespolitik oder mit Kultur zu tun hätten, als einzugestehen, dass das eigentliche Problem auf die Kappe von Brüssel und Berlin geht.

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