Nach einem kurzen Besuch in Berlin schreibt Simon Wren-Lewis in seinem Blog, dass es für ihn schnell klar wurde, in welchem
Umfang in Deutschland eine Fantasy-Geschichte über Griechenland verbreitet
werde. Es ist das Bild von privilegierten und faulen Menschen in Griechenland,
die standing Rettungspakete entgegen nehmen, ohne etwas selbst zu unternehmen,
um die eigene Situation zu verbessern.
Die Phantasie, die die deutsche Politik steuert, ist
auch im Kreis von gut informierten Menschen (über die Wirtschaft) vorhanden,
betont der an der Oxford University
lehrende Wirtschaftsprofessor.
Deutschland weigert sich insbesondere, über
Schuldenerlass zu reden. Was treibt aber Deutschland so erbittert, das
griechische Problem loszuwerden?
Eine mögliche Antwort darauf ist, dass Deutschland
die Wahrheit über den Fall Griechenland störend empfindet, und auch zu
herausfordernd. Denn Griechenland
hat seit 2010 alles getan, was die Troika vorgeschrieben hat. Man denke dabei z.B. an den Primärüberschuss, den Athen vorgelegt hat.
Für viele Menschen ausserhalb von Deutschland steht
ausser Frage, dass das, was Griechenland präsentiert hat, kaum überrascht:
Austerität ist kontraktiv und harsche Sparmassnahmen sind ruinös.
Doch in Deutschland gelten Keynes’ Ideen als
grundlegend falsch und werden als “angelsächsische Wirtschaft” beschrieben.
Griechenland ist eine Art Experiment geworden, wer Recht hat: die deutsche
Sicht oder die “angelsächsische Wirtschaftspolitik”?
Die Ergebnisse des Experiments sind nicht nach
Deutschlands Geschmack. Genau wie die angelsächsische Wirtschaftspolitik
vorausgesagt hat, sind die Ergebnisse der Austeritätspolitik, die die Troika
verordnet hat, katastrophal.
Es ist viel einfacher, so zu tun, wie wenn die
Probleme von Griechenland im Volk liegen würden, d.h. mit Landespolitik oder
mit Kultur zu tun hätten, als einzugestehen, dass das eigentliche Problem auf
die Kappe von Brüssel und Berlin geht.
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