Unternehmen (ausserhalb des Finanzsektors) in
Europa, dem Nahen Osten und Afrika halten 870
Mrd. EUR als liquide Mittel in der Bilanz, teilt Moody’s gemäss einer aktuellen Studie mit.
Seit 2008 ist der Bargeld-Bestand der Unternehmen
um 69% gestiegen, berichtet FuW in einem lesenswerten Artikel. Begründung: Die
Finanzkrise hat die Gesellschaften vorsichtiger werden lassen. Im vorigen Jahr
hat der Cash-Bestand um 6% zugenommen.
Die Bargeldbestände werden von der in jüngster Zeit
steigenden Akquisitionstätigkeit nicht tangiert, da sie zumeist mit Aktien
finanziert werden.
Hier kommt nun die in Europa vorherrschende
Austeritätspolitik ins Spiel. Wie soll ein nachhaltiger Aufschwung geschaffen
werden, wenn private Haushalte sparen, die Unternehmen liquide Mittel horten
und auch die öffentliche Hand kein Geld ausgeben darf?
Barbestände von Unternehmen ausserhalb des
Finanzsektors, Graph: FuW Unternehmen
horten Liquidität im Überfluss
Woher soll also die Nachfrage kommen, wenn in allen
Sektoren der Wirtschaft die Gürtel enger geschnallt werden?
Staatsausgaben (ohne Zinszahlungen) 2009-2014, Graph: Fabian Lindner, Herdentrieb in
Die Zeit
Wie soll das Wachstum generiert werden? In
Deutschland setzt man darauf, dass das Ausland sich verschuldet und damit
deutsche Waren und Dienstleistungen kauft.
Wenn die deutschen Kunden im Ausland aber verschuldet sind, dann erhebt
die deutsche Regierung den Mahnfinger und sagt, ihr müsst endlich eure Schulden
abbauen!
Das Problem ist, wie Heiner Flassbeck in einem aktuellen Interview mit der Wiener Zeitung unterstreicht, dass es keine Welt gibt, in der alle sparen und keiner
Schulden macht. Guthaben und Schulden müssen nämlich immer genau 100 Prozent ergeben.
Wie es Griechenland dabei ergangenen ist,
beschreibt Fabian Lindner in einem
unbedingt lesenswerten Blog-Eintrag in Die Zeit
mit einem konkreten Beispiel.
PS:
Auch Schweizer Unternehmen fallen mit einem hohen Bargeldbestand auf: Novartis:
13,8 Mrd. CHF, Roche: 11,7 Mrd. CHF, Nestle: 8,9 Mrd. CHF und ABB: 6,7 Mrd.
CHF.
1 Kommentar:
In Deutschland setzt man vor allem darauf, dass die deutschen Produkte besser. Deutsche Autos sind besser als amerikanische oder chinesische oder japanische. Autos der ehemaligen DDR wie Wartburg oder Trabant zeigen das Gegenbeispiel gut auf. Die waren nicht exportfähig.
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