Die Great Depression in den 1930er Jahren hat einen Wandel im
politischen Arbeitsfeld ausgelöst. In den westlichen Demokratien zeigten die
Menschen immer mehr die Bereitschaft, die Rolle der öffentlichen Hand in Sachen
Wirtschaftspolitik anzuerkennen.
Dazu hat John Maynard Keynes mit
seiner Theorie zur Erklärung der Weltwirtschaftskrise viel beigetragen. Der
britische Ökonom hat v.a. die Idee, dass das Wirtschaftssystem sich selbst
reguliert, verworfen. Der keynesianische Ansatz war nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend
akzeptiert. von 1940 bis 1970 hat die Keynesian Theorie eine Hochphase erlebt.
Der Vertrauensbruch kam in den
1970er Jahren, als die Inflationsrate 1975 zum ersten Mal nach der Great
Depression auf 13% kletterte und die Arbeitslosigkeit auf 9% stieg. Der
Zusammenfall von Inflation und Arbeitslosigkeit wurde als Stagflation bezeichnet.
Mit der Begründung, dass nach
Keynes‘ Theorie hohe Inflation und hohe Arbeitslosigkeit nicht gleichzeitig
auftreten können, gingen viele akademische Ökonomen dazu über, Keynes‘ Ansatz
stehen zu lassen und die von ihm befürwortete Konzeption deficit spending abzulehnen.
Siehe da, nach dem Ausbruch der
Finanzkrise von 2008 hat Keynes Theorie erneut eine Art Renaissance erlebt. Die
Obama-Regierung hat ein Konjunkturpakett (fiscal
stimulus) in Höhe von 800 Mrd. USD zusammengeschnürt, um die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln.
Während Paul Krugman den Aufstieg des Keynesianismus in seinem Blog leidenschaftlich
feiert, gibt es aber Ökonomen wie z.B. Tyler Cowen, die keynesianische Ideen wie „price
and wage rigidity“ vehement zurückweisen und von der „liquidity trap“ nichts wissen wollen.
Die Anhänger der Neoklassischen
Schulde sehen die Krise nicht als Problem des gesamtwirtschaftlichen
Nachfrageausfalls an. Die Inflation sei längst da, und zwar in den Preisen auf
den Finanz- und Immobilienmärkte eingeschlossen. Aus der Sicht der Gegner der easy money-Politik werden sogar
Inflationsdaten in den USA offiziell verfälscht.
Es sind inzwischen sechs plus
Jahre her, als die Wirtschaft an die Nullzinsgrenze (zero lower bound)
geraten ist. Krugman erstaunt, wie die Liquiditätsfalle in vielen ökonomischen
Diskussion v.a. von renommierten Ökonomen trotzdem nicht anerkannt werden kann.
Die Regeln der herkömmlichen
Wirtschaftspolitik ändern sich, wenn die nominalen Zinsen auf der Null-Grenze (ZLB: zero lower bound) aufprallen, betont
Krugman in seinem Blog immer wieder.
Der am Graudierten-Zentrum der City University of New York (CUNY)
forschende Wirtschaftsprofessor erinnert nun daran, dass die Phase der Stagflation höchstens sieben Jahre
angehalten hat, um die Jahre 1973 bis 1979 oder 1980.
Das ist die Zeitstrecke, die bis
heute ständig hervorgehoben wird, zu widerlegen, was Keynes uns über die
Makroökonomie lehrte. Vierzig Jahre später ist die Nullzinsgrenze (ZLB) schon wieder
da, mit nach unten starren Preisen und Löhnen (sticy prices & wages),
fast sieben Jahre anhaltend. Eine Mehrzahl von Wirtschaftskommentatoren scheinen,
nichts davon zu merken.
Wer Japans Wirtschaft in den
1990er Jahren genau beobachtet hat, weiss, dass der Anstieg der Notenbankgeldmenge (monetary base) um
400% nicht zu einem Anstieg der Inflation geführt hat. Ganz im Gegenteil kämpft
Japan seither mit der Deflationsgefahr.
Die Liquiditätsfalle ist nicht eine spekulative Hypothese, sondern die Welt, in der
wir leben.
Eine Vielzahl von Ökonomen hat
mit dem Hinweis auf die Stagflation in den 1970er Jahren Keynes Theorie über
Board geworfen, weil diese wirtschaftliche Phase (die fast sieben Jahr anhielt)
mit Keynes Konzeption nicht erklärt werden kann. Die ZLB, die von der
Finanzkrise 2008 verursacht wurde, hält inzwischen über sechs Jahr an. Werden viele
Ökonomen nun nach kritischer Prüfung ihre Meinung über Keynesian Economics korrigieren?
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