Es ist Italien
gelungen, zwischen 2007 und 2014 den um konjunkturelle Effekte bereinigte
Haushaltssaldo (cyclically-adjusted
balance) unter Kontrolle zu bringen. Auch in der gesamten Eurozone sieht
das sog. strukturelle Defizit gar nicht schlecht aus.
Die Schuldenstandsquote (debt-to-GDP), d.h. Staatsschulden im Verhältnis zum BIP ist aber in
den meisten Ländern in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Der Grund ist
das schwache Wirtschaftswachstum und v.a. die enge Haushaltsdisziplin. Die
restriktive Fiskalpolitik hat in Europa in der Tat viel Wachstum zerstört.
Italien braucht also Wirtschaftswachstum, um die
Schuldenlast abzumildern. Und wenn Deutschland
Italiens Austritt aus dem Euro nicht will, muss es helfen, schreibt Jim O’Neill in einem lesenswerten
Artikel in bruegel blog. Und zwar so, dass die aktuelle
Inflation wieder auf 2%, die Ziel-Inflationsrate der EZB steigt.
Wenn Deutschland es nicht will, ist es für den Rest
der Eurozone unmöglich, die Inflation wieder auf den Pfad der
Ziel-Inflationsrate zurückzubringen, so O’Neill. Der ehemalige Chefvolkswirt
bei Goldman Sachs ist überzeugt, dass
Deutschland niemals zulassen würde, dass Italien so etwas widerfährt wie
Griechenland im Jahr 2010.
Der um konjunkturelle Effekte bereinigte
Haushaltssaldo in der Eurozone, Graph:
DG ECFIN
Was ist also zu tun? Die Idee ist verrückt, so
O’Neill, aber wie wäre’s mit einem Null-Toleranz Ansatz in Sachen Inflation,
falls die Inflationsrate unter den Zielwert von 2% der EZB fällt? Das heisst,
wenn das Inflationsziel unterlaufen wird.
Deutschland legt auch Nulltoleranz an den Tag, was das Haushaltsdefizit und die
Staatsverschuldung in den anderen Ländern der Eurozone betrifft. So müssten
deutsche Bürger eine Sondersteuer zahlen, jedes Mal in einem Fiskaljahr, wenn
die Ziel-Inflationsrate der EZB von Deutschland unterboten würde.
Und die Einnahmen daraus sollen an die Länder mit
einem strukturellen Defizit (cyclically
adjusted fiscal deficit) von weniger als 3% und mit einem unter dem
Trendwachstum liegenden BIP-Wachstum zufliessen.
Die Idee mag verrückt sein, aber sie ist nicht
verrückter als das neoklassische Dogma, wider besseres Wissen an der Austeritätspolitik festzuhalten,
während die ganze Eurozone am Nachfrageausfall leidet und die Arbeitslosigkeit auf
hohem Niveau verharrt. Die Eurozone unterläuft die gemeinsam festgelegte
Ziel-Inflationsrate seit langem und steuert inzwischen auf Deflation und
Depression zu.
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