Paul Krugman, der
sich gerade in Japan befindet, analysiert in seiner lesenswerten Kolumne („Business vs. Economics“) am Montag in NYTimes die jüngsten Aktionen der japanischen Notenbank (BoJ: Bank of Japan) zur
Bekämpfung der Deflation, die das Land eigentlich seit fast zwei Jahrzehnten heimsucht.
Der Nobelpreisträger der Wirtschaftswissenschaften zeigt damit
im Grunde genommen den Unterschied zwischen dem einzelwirtschaftlichen und dem
gesamtwirtschaftlichen Denken auf.
Zunächst schienen die Bemühungen der BoJ aufzugehen, was
Gelddrucken und v.a. das Versprechen, solange Geld zu drucken, bis die
Inflation auf 2% steigt. In jüngster Zeit hat die japanische Wirtschaft jedoch an Dynamik verloren. Die BoJ hat deshalb
vergangene Woche angekündigt, noch aggressivere geldpolitische Massnahmen zu treffen.
Während die Notenbank das Richtige tut, die neuen
Stimulus-Massnahmen werden von nur fünf der neun Mitglieder des geldpolitischen
Ausschusses der BoJ unterstützt, sind die Geschäftsleute dagegen.
Worauf der am Graduierten Zentrum der City University of New York (CUNY) lehrende Wirtschaftsprofessor diesmal
hinauf deuten will, ist die fehlende wirtschaftliche Weisheit der
Führungskräfte.
Einige der Menschen, mit denen sich Krugman in Japan
unterhalten hat, argumentieren, dass die Opposition der japanischen
Wirtschaftsführer gegen die Geldpolitik der BoJ zeige, dass die Notenbank des
Landes auf dem falschen Weg sei. Im Grunde genommen ist das ein schlechter
wirtschaftspolitischer Rat, bemerkt Krugman dazu. Warum?
Nationale Wirtschaftspolitik, auch in kleinen Ländern, muss
eine Art Feedback berücksichtigen, welches nur selten für das Geschäftleben
egal ist. Zum Beispiel verkaufen selbst die grössten Konzern nur einen
Bruchteil dessen, was sie herstellen, an die eigenen Mitarbeiter, wohingegen
auch sehr kleine Länder überwiegend Waren und Dienstleistungen bei sich selbst absetzen.
Man denke daran, was passiert, wenn ein erfolgreicher
Unternehmer einer unruhigen Wirtschaft gegenübersieht und versucht, aus seiner
Business-Erfahrung Ratschläge zu erteilen: Unternehmer betrachten die
Wirtschaft als so etwas wie ein angeschlagenes Unternehmen, das Kosten senken
muss, um wettbewerbsfähig zu werden. Um Arbeitsplätze zu schaffen, denkt der
Unternehmer, dass die Löhne gesenkt und die Kosten reduziert werden müssen. Im
Allgemeinen müssen also die Gürtel enger geschnallt werden. Instrumente wie deficit spending oder printing money können demnach grundlegende
Probleme nicht lösen.
In Wirklichkeit verschlimmern aber Lohnsenkungen und
Ausgabenkürzungen in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft (depression) das eigentliche Problem: die
unzureichende Nachfrage. Ausgabe von öffentlichen Haushaltsmitteln zur
Ankurbelung der Konjunktur in Zeiten wirtschaftlicher Depression und
aggressives Geldrucken können dagegen Seite viel helfen, so der im Luxembourg Income Study Center forschende
Star-Ökonom.
Wie kann aber diese Art von Logik, wenn sie v.a. von
oberschlauen akademischen Typen kommt, Unternehmern nahegelegt werden? Das Schicksal der Weltwirtschaft hängt von der
Antwort ab, so Krugman.
In Japan dürfte der Kampf gegen die Deflation sehr
wahrscheinlich scheitern, wenn herkömmliche Vorstellungen von Wirtschaft sich
durchsetzen.
Kann aber das Unkonventionelle über die Instinkte der
Wirtschaftsführer triumphieren? Bleiben Sie dran!
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