Buchbesprechung:
Robert M. Solow and Janice Murray: Economics for
the Curious – Inside the Minds of 12 Nobel Laureates, palgrave macmillan, New York and London, 2014
Die Idee, so ein Buch
zu präsentieren, geht auf die Initiative von Wolfgang Schürer zurück. Der Schweizer Wirtschaftsprofessor organisiert die Tagungen der Nobelpreisträger in
Lindau, Deutschland.
Die wirtschaftliche Lage in
Europa hat sich sechs Jahre nach dem Ausbruch der Finanzkrise immer noch nicht
erholt. Die Austeritätspolitik hängt wie ein Damoklesschwert über der Eurozone.
Während die Investitionsschwäche als Folge der in Europa vorherrschenden,
einseitigen Angebotspolitik anhält, bleibt die Nachfrageschwäche ungelöst. Die
verantwortlichen Politiker bieten für die Arbeitsmarktfrage ausser
Lohnkürzungen und Sozialabbau nichts Weiteres an.
Hat die ökonomische Theorie
versagt? Warum lernen wir aus den Erfahrungen der Great Depression in den 1930er Jahren nicht? Weshalb tut sich die
herrschende Lehre mit Selbstkritik so schwer, dass die gesamtwirtschaftliche
Nachfrage sinkt, wenn in schlechten Zeiten alle sparen, wodurch das
Wirtschaftswachstum verringert wird und das Haushaltsdefizit nicht abnehmen
kann.
Paul Krugman erklärt zu Beginn des Buches die depression economics, was zu tun ist, wenn die Wirtschaft unter
ihrer Kapazität produziert, wo die herkömmliche Politik Vollbeschäftigung nicht
wiederherstellen kann.
In einer Depression leidet die
Wirtschaft unter Nachfrageausfall. Schwer angeschlagene Volkswirtschaften sind
v.a. durch zwei Paradoxa gekennzeichnet: Paradox of Thrift (Sparparadoxon) und Paradox of Flexibility, legt der im Graduierten Zentrum der City University New
York (CUNY) forschende Wirtschaftsprofessor dar.
Da die herkömmlichen Mittel, um
Rezession zu bekämpfen, in einer Depression nicht funktionieren, bietet die
Fiskalpolitik die beste Wirkung, wenn v.a. die nominalen Zinsen nahe null
liegen (zero lower bound), so Krugman
weiter.
Vernon Smith hingegen vertritt die Meinung, dass auch die
Fiskalpolitik in einer solchen Situation nicht funktioniert. Während der Great
Depression war es opportun, Fiscal
Stimulus einzusetzen, weil es eine Pleitewelle, Zwangsvollstreckungen,
Schuldenabbau (deleveraging) und HOLC gab. Wie die Great Recession heute anzupacken ist, sagt der
Wirtschaftsprofessor an der George Mason
University aber in seinem kurzen Beitrag leider nicht.
Peter Diamond und Dale
Mortensen befassen sich mit Eigenschaften des Arbeitsmarktes, warum es
Modelle braucht, um die Arbeitslosigkeit zu analysieren. Dass der Arbeitsmarkt
nicht wie ein Kartoffelmarkt funktioniert, kommt bei Prof. Diamond allerdings nur
ganz kurz ohne eine eingehendere Erläuterung vor.
Michael Spence geht auf die langfristigen Trends und strukturelle
Veränderungen in der globalen Wirtschaft ein und betont die wachsende
Ungleichheit und den sozialen Zusammenhalt in der Welt, der unter Stress steht.
Robert Solow nimmt sich des Themas Nachhaltigkeit, gestützt auf das
langfristiges Wirtschaftswachstum durch technischen Fortschritt.
Es sind 12 Nobelpreisträger der
Wirtschaftswissenschaften, die in kurzen Abhandlungen ihre Sicht der Dinge
darstellen, wie die Wirtschaft in welchen besonderen Umständen funktioniert und was es braucht, um die Wogen zu glätten. Das
Buch
bietet für alle neugierige Leser, die sich für die Fragen der Wirtschaft
interessieren, handfeste Denkanstösse; in manchen Abschnitten vielleicht sogar
mehr Fragen als Antworten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen