Samstag, 22. November 2014

Economics for the Curious

Buchbesprechung:

Robert M. Solow and Janice Murray: Economics for the Curious – Inside the Minds of 12 Nobel Laureates, palgrave macmillan, New York and London, 2014

Die Idee, so ein Buch zu präsentieren, geht auf die Initiative von Wolfgang Schürer zurück. Der Schweizer Wirtschaftsprofessor organisiert die Tagungen der Nobelpreisträger in Lindau, Deutschland.

Die wirtschaftliche Lage in Europa hat sich sechs Jahre nach dem Ausbruch der Finanzkrise immer noch nicht erholt. Die Austeritätspolitik hängt wie ein Damoklesschwert über der Eurozone. Während die Investitionsschwäche als Folge der in Europa vorherrschenden, einseitigen Angebotspolitik anhält, bleibt die Nachfrageschwäche ungelöst. Die verantwortlichen Politiker bieten für die Arbeitsmarktfrage ausser Lohnkürzungen und Sozialabbau nichts Weiteres an.

Hat die ökonomische Theorie versagt? Warum lernen wir aus den Erfahrungen der Great Depression in den 1930er Jahren nicht? Weshalb tut sich die herrschende Lehre mit Selbstkritik so schwer, dass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage sinkt, wenn in schlechten Zeiten alle sparen, wodurch das Wirtschaftswachstum verringert wird und das Haushaltsdefizit nicht abnehmen kann.

Paul Krugman erklärt zu Beginn des Buches die depression economics, was zu tun ist, wenn die Wirtschaft unter ihrer Kapazität produziert, wo die herkömmliche Politik Vollbeschäftigung nicht wiederherstellen kann.

In einer Depression leidet die Wirtschaft unter Nachfrageausfall. Schwer angeschlagene Volkswirtschaften sind v.a. durch zwei Paradoxa gekennzeichnet: Paradox of Thrift (Sparparadoxon) und Paradox of Flexibility, legt der im Graduierten Zentrum der City University New York (CUNY) forschende Wirtschaftsprofessor dar.

Da die herkömmlichen Mittel, um Rezession zu bekämpfen, in einer Depression nicht funktionieren, bietet die Fiskalpolitik die beste Wirkung, wenn v.a. die nominalen Zinsen nahe null liegen (zero lower bound), so Krugman weiter.

Vernon Smith hingegen vertritt die Meinung, dass auch die Fiskalpolitik in einer solchen Situation nicht funktioniert. Während der Great Depression war es opportun, Fiscal Stimulus einzusetzen, weil es eine Pleitewelle, Zwangsvollstreckungen, Schuldenabbau (deleveraging) und HOLC gab. Wie die Great Recession heute anzupacken ist, sagt der Wirtschaftsprofessor an der George Mason University aber in seinem kurzen Beitrag leider nicht.

Peter Diamond und Dale Mortensen befassen sich mit Eigenschaften des Arbeitsmarktes, warum es Modelle braucht, um die Arbeitslosigkeit zu analysieren. Dass der Arbeitsmarkt nicht wie ein Kartoffelmarkt funktioniert, kommt bei Prof. Diamond allerdings nur ganz kurz ohne eine eingehendere Erläuterung vor.

Michael Spence geht auf die langfristigen Trends und strukturelle Veränderungen in der globalen Wirtschaft ein und betont die wachsende Ungleichheit und den sozialen Zusammenhalt in der Welt, der unter Stress steht.

Robert Solow nimmt sich des Themas Nachhaltigkeit, gestützt auf das langfristiges Wirtschaftswachstum durch technischen Fortschritt.

Es sind 12 Nobelpreisträger der Wirtschaftswissenschaften, die in kurzen Abhandlungen ihre Sicht der Dinge darstellen, wie die Wirtschaft in welchen besonderen Umständen funktioniert und was es braucht, um die Wogen zu glätten. Das Buch bietet für alle neugierige Leser, die sich für die Fragen der Wirtschaft interessieren, handfeste Denkanstösse; in manchen Abschnitten vielleicht sogar mehr Fragen als Antworten.





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