Sonntag, 23. November 2014

Inflationsrisiko seit der Finanzkrise

Die Wahrscheinlichkeit, dass wir Ende 2016 eine Niedriginflation haben werden, ist doppelt so hoch ist wie die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine hohe Inflation im selben Zeitraum hätten, steht im aktuellen FRBSF Economic Letter der Fed San Francisco im November zu lesen.

Es gibt wenig Anzeichen dafür, dass die Geldpolitik eine der Hauptquellen für das Inflationsrisiko ist, unterstreicht der Verfasser der Forschungsarbeit weiter.

Es gibt aber auch Gegenmeinungen. Zum Beispiel Peter Schiff.

Der amerikanische Ökonom und Wirtschaftskommentator malt seit Jahren ununterbrochen den Teufel an die Wand: Die gegenwärtige Geldpolitik der Fed werde eine Hyperinflation auslösen. Neulich unterstrich der Präsident einer Investmentfirma in den USA wieder, dass die hohe Arbeitslosigkeit historisch mit einer höheren Inflation einhergehe und niedrige Arbeitslosigkeit mit niedrigerer Inflation korreliere. Das liege daran, dass eine Wirtschaft, die die Arbeitsressourcen voll ausnutze, produktiver sei. Mehr Produktion senke die Preise.

Seinem Weltbild nach verursache printing money Inflation (per Definition), sogar in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft. Und eine hohe Arbeitslosigkeit treibe die Inflation nach oben, nicht nach unten.

Warum es genau geht, beschreibt Paul Krugman in seinem Blog:

Auf der einen Seite gibt es Ökonomen, die die gegenwärtige Depression als das Ergebnis einer unzureichenden Nachfrage sehen, was bedeutet, dass die Inflation fallen wird, und printing money nichts anderes als die Beschäftigung fördert.



Inflationsrisiken seit dem Ausbruch der Finanzkrise von 2008, Graph: "The Risk of Inflation Outlook" by Vasco Curdia in: FRBSF Economic Letter, Nov 2014


Auf der anderen Seite gibt es Ökonomen, die die Depression als Folge der Fehlanpassung der Ressourcen betrachten oder so etwas. Das heisst, dass es mit der Angebotsseite zu tun hat, nicht mit Nachfrageausfall. Deshalb sagen sie voraus, dass die Druckmaschine zu einer galoppierenden Inflation führen werde.

Welche Seite hat Recht? Wie lassen sich diese rivalisierenden Ansichten überprüfen? Warum soll eine Zentralbank auf einen grossen Konjunktureinbruch mit einer expansiven Geldpolitik reagieren? Der Test läuft im Grunde genommen gerade jetzt. Wohin man schaut, ist die Inflation niedrig, hart an Deflation.

Das heisst, dass die Leute, die die Ursache auf der Angebotsseite suchen, falsch liegen. Schiff scheitert eigentlich an eigenen Kriterien mit fliegenden Fahnen. Es gibt kein sauberes Experiment.

Nun ist es so, dass fast alle auf dieser Seite behaupten, dass es nicht wahr ist, weil finstere Bürokraten die Inflationsdaten verfälschen. Fehler zuzugeben, ist nicht ihre Stärke. Grotesk!


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