Montag, 3. November 2014

Beggar-my-neigbour-Politik in der Eurozone

Heiner Flassbeck zeigt anhand einer paar bemerkenswerten Abbildungen auf, warum die Löhne um die Produktivität plus die Ziel-Inflationsrate der Notenbanken wachsen müssen.

Ist das nicht der Fall, können die Preise nicht um etwa 2% zulegen. Es entstehen dann disinflationäre Kräfte. Denn es sind schliesslich die Lohnstückkosten, die die Inflationsrate bestimmen.

Lohnmoderation mündet in Depression. Der private Verbrauch stockt. Die Unternehmen investieren nicht. Ohne Investitionen gibt es keine Arbeitsplätze.

Es ist bizarr, wenn die grösste Volkswirtschaft in der Eurozone die Ziel-Inflationsrate unterbietet und gleichzeitig der EZB vorwirft, zu lange am lockeren Kurs der Geldpolitik festzuhalten.

Die EZB muss Niedrigzinspolitik verfolgen, weil das Lohnwachstum unter 2 Prozent zurück bleibt und daher mit der Ziel-Inflationsrate nicht vereinbar ist. Reagiert die EZB nicht, sieht sie einer langjährigen Deflation gegenüber.



Druck auf Löhne erzeugt Deflation, Graph: Prof. Heiner Flassbeck in: Vortrag in Erfurt, Oct  28, 2014


Hohe Arbeitslosigkeit geht mit fallenden Löhnen einher, Graph: Prof. Heiner Flassbeck

Die EZB wird im Grunde genommen durch die deutsche Wirtschaftspolitik gezwungen, die Geldpolitik zu lockern. Die EZB muss die Zinsen senken, um die negativen Auswirkungen des niedrigen Wachstums der Nominallöhne in Deutschland auf die gesamte Wirtschaft der Eurozone abzufedern.



Die Entwicklung der Lohnstückkosten in Deutschland im Vergleich zu Verlauf der Ziel-Inflationsrate der EZB, Graph: Prof. Heiner Flassbeck


PS: Natürlich kann man nur in einer Währungsunion durch die Lohnsenkung eigene Wettbewerbsfähigkeit verbessern, allerdings zu Lasten der Nachbar-Länder. Die Frage ist aber, welche Effizienzgewinne dadurch gewonnen werden, wenn die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit nicht durch die Erhöhung der Produktivität, sondern nur durch die Lohnmoderation erreicht wird.

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