Freitag, 24. Februar 2012

Verunsicherung am Rohölmarkt

Der Preis für Rohöl in Euro ist mit 93,64 Euro (Nordseesorte Brent) auf den höchsten Stand seit der Einführung der Gemeinschaftswährung gestiegen. Aber auch in Dollar klettert der Preis am Ölmarkt wieder höher.

James Hamilton befasst sich in seinem Blog mit der Frage, was das alles für die US-Verbraucher an der Zapfsäule bedeutet.

Die Rede ist von Rohölpreis. Es gibt zwei beliebte Benchmarkt: West Texas Intermediate (WTI),  gehandelt in Oklahoma und Nordsee Brent, gehandelt in Europa. Historisch gesehen verlaufen die Preise eng aneinander. Es spielt keine grosse Rolle, auf welche Sorte man sich bezieht. Aber die Preise haben sich in den vergangenen Jahren aufgrund der mangelhaften Transport-Infrastruktur in den USA auseinander entwickelt.

Hamiltons Faustregel ist, dass für jeden Anstieg des Preises um einen Dollar für ein Barrel Rohöl US-Verbraucher wahrscheinlich 2 ½ $ mehr für einen Liter Benzin (gallon of gasoline) zahlen.

Die gelbe Kurve in der Abbildung zeigt den durchschnittlichen US-Verkaufspreis von Normalbenzin in den USA über die vergangenen vier Jahre.

Die blaue Kurve zeigt den Benzin-Preis, den man der Faustregel von Hamilton zufolge für den WTI zahlen müsste.

Die fuchsienfarbige Kurve zeigt die Prognose, wenn man davon ausgeht, dass die US-Verkaufspreise auf Brent basieren.


Rohöl, WTI und Brent, Graph: Prof. James Hamilton

Ein Faktor, der die Preise für Brent und WTI antreibt, ist der Konflikt mit dem Iran. Warum wirken aber Drohungen und Ängste auf den gegenwärtigen Preis aus?

„Wir sehen Panikkäufe in Europa und Asien, weil sie absolut davon überzeugt sind, dass sie nicht in der Lage sein werden, Öl aus dem Iran zu kaufen, oder dass die steigenden Anspannungen den Transport von Öl durch die Strasse von Hormus unterbrechen würden. Es gibt daher eine Menge von Horten für den Fall, dass das Schlimmste passiert. Asiatische Käufer kaufen das westafrikanische Rohöl als gäbe es kein Morgen mehr“, beschreibt Phil Flynn

Macht es Sinn für Verbraucher heute zu leiden, weil etwas in Zukunft passieren mag oder nicht? Wenn es erhebliche Störungen gibt, dann lautet die Antwort ja, legt Hamilton dar. Wir wären froh, dass wir heute ein bisschen weniger verbrauchen und etwas mehr in Vorräten belassen, um mit grossen Herausforderungen in den nächsten Monaten besser zurechtzukommen. Wenn die Antwort sich aber als nein entpuppt, dann ist es ein Leiden für nichts, fasst der an der University of California, San Diego lehrende Wirtschaftsprofessor zusammen.

Was gilt? Niemand weiss es genau. Es gibt aber einen starken Profit-Anreiz für Leute, die Rohöl oder Rohöl-Futures kaufen oder verkaufen, die versuchen, es richtig hinzukriegen.

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