Sonntag, 5. Februar 2012

Brauchen Hersteller eine besondere Behandlung?

Jeder scheint heute über eine Krise in der Industrie (Fertigung) zu reden. „Arbeitnehmer, Unternehmer und Politiker beklagen den Niedergang dieses traditionell zentralen Teils der amerikanischen Wirtschaft“, schreibt Christina Romer in einem lesenswerten Artikel („Do Manufacturers Need Special Treatment?“) in der Sonntagsausgabe von NYT.

Präsident Obama hat in seiner Rede zur Lage der Nation (State of the Union) spezielle Steuervergünstigungen und Unterstützung für die Fertigung hervorgehoben. Viele gehen noch weiter, indem sie Handelsbeschränkungen oder direkte staatliche Investitionen in viel versprechende Branchen auffordern.

Ein erfolgreiches Argument für eine staatliche Politik für die Produktion muss über das Gefühl, dass es besser sei, „reale Dinge“ herzustellen als Dienstleistungen, hinausgehen, beschreibt die an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessorin.

„Amerikanische Verbraucher legen Wert auf Gesundheitsversorgung und Haarschnitte genauso wie auf Waschmaschinen und Haartrockner. Und unsere Einnahmen aus dem Export von Bauplänen für ein Gebäude in Shanghai sind genauso real wie jene aus dem Export von Autos nach Kanada“, erklärt die ehemalige Vorsitzende des wirtschaftlichen Beratungsausschusses des US-Präsidenten Obama.

Die wirtschaftlichen Beweggründe für eine Politik, die speziell nach der Stützung der verarbeitenden Industrie richtet, entfallen grob auf drei Kategorien. Keine davon ist völlig überzeugend: Marktversagen, Jobs und Einkommensverteilung.

Als Wirtschaftshistoriker würdigt Romer, was das verarbeitende Gewerbe der amerikanischen Wirtschaft beigesteuert hat. „Es war der Motor des Wachstums, was dazu beitrug, dass die USA zwei Weltkriege gewannen  und Millionen von Familien mit einem Ticket für den Mittelstand versorgt worden sind. Aber die öffentliche Politik muss über die Sentimentalität und die Geschichte hinaus gehen. Sie sollte sich auf harte Beweise für Marktversagen und zuverlässige Daten auf auf Arbeitsplätze und Einkommensungleichheit stützen.

Bisher fehlt es laut Romer an einem überzeugenden Argument für eine Industriepolitik.

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