Donnerstag, 23. Februar 2012

Das Weisse Haus will Unternehmenssteuern senken

Das Weisse Haus plant, die Körperschaftssteuer von 35% auf 28% zu senken. Präsident Obama schlägt ausserdem vor, dass Hersteller sogar eine weitere Kürzung (25%) geniessen. Zudem soll durch die Verhängung eines Mindestsatzes auf Erträge, die im Ausland erzielt werden, die Steuerzuflucht verhindert werden. Präsidents Vorhaben enthält aber darüber hinaus noch andere weniger inhaltliche Änderungen.

Mark Thoma vertritt in einem lesenswerten Artikel („Corporate tax cut: Good idea, but won’t stimulate economy“) in CBS Money Watch, dass es sich dabei hauptsächlich eher um eine Umverteilung der Steuerlast als um eine Senkung der Steuern handelt.

Der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor denkt nicht, dass die geplante Senkung der Körperschaftssteuer einen grossen Einfluss auf die Wirtschaft hätte.

Die Kürzung des Regelsteuersatzes dürfte keinen so grossen Effekt auf den Unternehmenssektor entfalten wie erwartet, weil die Steuersenkung als aufkommensneutral geplant ist. Um Aufkommensneutralität zu erreichen, müsste der Schnitt des Steuersatzes mit der Schliessung von Schlupflöchern begleitet werden, d.h. auf einer breiteren Basis, unterstreicht Thoma. So wird jedes Unternehmen, welches eine Steuererleichterung bekommt, an anderer Stelle von einem anderen Unternehmen, welches eine Steuererhöhung erlebt, abgeglichen. Während also manche Unternehmen davon profitieren, werden andere Unternehmen härter betroffen. Der Netto-Effekt dürfte am Schluss plus minus Null sein.

Ein anderer Weg, darüber nachzudenken, ist, wie Jared Bernstein in seinem Blog bemerkt, die Differenz zwischen dem gesetzlich geregelten Steuersatz (statutory tax rate), also dem Satz in den Büchern, und dem effektiven Steuersatz (effective corporate rates), der nach allen Abzügen, und Schlupflöchern usw. ausgenutzt wird.

Die USA haben laut Thoma einen relativ hohen Regelsteuersatz von 35%. Aber der effektive Steuersatz ist durchaus mit den Steuersätzen der anderen Länder (laut einer Schätzung im Durchschnitt 26% in den entwickelten Ländern) konkurrenzfähig (siehe auch in diesem Blog hier).

Der Plan der Obama-Regierung würde zwar den gesetzlichen Steuersatz (statutory corporate tax rate) reduzieren, aber zugleich durch die Aufhebung von Abzügen und die Schliessung von Schlupflöchern den effektiven Steuersatz für viele Unternehmen erhöhen. 

Wie Bernstein hervorhebt, geht es dabei um „beschleunigte Abschreibung, abzugsfähige Zinsen, die Fähigkeit, Kapitalgewinne von Unternehmen auf die private Seite der Abgabenordnung (tax code) zu verlagern und eine Reihe von internationalen Schlupflöchern, wie Stundung und die Fähigkeit, multinationale Gewinne im Ausland zu halten“.

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