Sonntag, 19. Februar 2012

Sparpolitik und Wachstum

Angesichts der Tatsache, dass Europa in eine Rezession fällt und Griechenland in den Abgrund stürzt, ist die Frage, die sich in diesen Tagen immer wieder stellt, was noch zu tun ist, um die Verfechter der Sparpolitik (fiscal austerity) davon zu überzeugen, dass die Kürzung der Staatsausgaben mitten in einer Depression eine schreckliche Idee ist.

Nach allem bedurfte es des vorhersehbaren und vorhergesagten Ausfalls eines unzureichenden Konjunkturpakets, um die politische Elite zu überzeugen, dass der Stimulus nie funktioniert und dass wir das Augenmerk sofort nach Sparkurs richten müssen, unabhängig davon, was die Wirtschaftsforschung, die ja drei Generationen wert ist, besagt, dass es genau der falsche Weg war, rigorose Sparmassnahmen zu ergreifen, bemerkt  Paul Krugman in seinem Blog dazu.

Warum löst aber das überwältigende und massgebende Scheitern der Sparpolitik in Europa keine ähnliche Reaktion aus?

In der untenstehenden Abbildung vergleicht Krugman zwei Massnahmen, die von europäischen Ländern getroffen worden sind.

Die x-Achse zeigt die Veränderung der realen Staatsausgaben für Güter und Dienstleistungen beginnend im ersten Quartal 2008 bis heute (sofern durch Eurostat verfügbar), gemessen als Prozentsatz des BIP im I. Quartal 2008. (PS: Es bedeutet, dass die griechischen Sparmassnahmen nicht ganz berücksichtigt sind).


Europa und Sparpolitik, Graph: Prof. Paul Krugman

Die y-Achse zeigt die prozentualen Veränderungen des realen BIP beginnend im ersten Quartal 2008 bis zum vierten Quartal 2011.

Es gibt offensichtlich keine klare Korrelation. Jedenfalls nicht in der Richtung, wie die Anhänger der Sparpolitik es gern hätten.

Sollten wir aber in gewisser Weise eine umgekehrte Kausalität suchen?

Die Volkswirtschaften, die angeschlagen sind, sind zu Sparmassnahmen gezwungen, während die Volkswirtschaften, die relativ besser dran sind (wie z.B. Polen), die Staatsausgaben weiter erhöhen können.

Die Sparpolitik schliesst i.d.R. scharfe Einschnitte in Transferzahlungen und Steuererhöhungen sowie Rückgänge der realen Ausgaben ein, sodass man die Neiung der Gerade durch die Verteilung (auf etwa Punkt 3) nicht als Mass für den Multiplikator interpretieren will. 

Es ist aber ziemlich auffällig. Die Wahrheit ist, dass wir gerade einen leistungsfähigen Test des keynesianischen Lehrsatzes gehabt haben, dass, wenn die Geldpolitik nicht mehr verfügbar ist, die Veränderungen der Staatsausgaben die Wirtschaft in dieselbe Richtung bewegen können und die Ergebnisse dieses Testes besagen, dass, was in letzter Zeit als politische Weisheit predigt wird, laut Krugman in der Tat eine fast verbrecherische Torheit ist.

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