Die folgende Abbildung zeigt, wie
die EZB seit fast zwei Jahren das in der EWU gemeinsam festgelegte
Inflationsziel unterläuft. Zugleich sieht man, dass die allgemeine Inflation mittlerweile ins Negative abgerutscht ist.
Man denke nun einen kurzen Moment
zurück, wie die EU-Behörden in Reaktion auf die Finanzkrise von 2008
argumentierten: Kein Konjunkturprogramm sei notwendig. Lockere Geldpolitik
berge das Risiko von hoher Inflation. Haushaltsdefizite müssen sofort abgebaut
werden. Weil einige Länder, v.a. an der EU-Peripherie über ihre Verhältnisse
gelebt hätten. Wir müssen die Gürtel enger schnallen. Basta!
Heute ziehen Deflation und
Stagnation in Europe herauf. So falsch kann eine Wirtschaftspolitik liegen!
Die Krise kam aber nicht durch
unverantwortliche Haushaltsführung zustande. Irland und Spanien hatten am
Vorabend der Krise Haushaltsüberschuss und keine nennenswerte
Staatsverschuldung.
Das eine Land mag über seine
Verhältnisse gelebt haben. Aber wichtig ist, zur Kenntnis zu nehmen, dass ein
anderes Land unter seinen Verhältnissen gelebt hat. Das ist in einer EWU mit
einem gemeinsam vereinbarten Inflationsziel auf Dauer nicht kompatibel.
Eurozone's negative Inflation, Graph: ZKB
Wenn alle Länder gleichzeitig auf
Sparmassnahmen setzen, führt die abnehmende Nachfrage nach Waren zu einem
geringeren Verbrauch in den jeweiligen Ländern und das Wirtschaftswachstum wird
dadurch abgewürgt.
Der Trugschluss der Komposition
im Zuge der Austerität-Politik hat jetzt dazu beigetragen, dass die Eurozone in
Deflation geraten ist.
Und die Deflation in der Eurozone
hat nichts mit dem fallenden Ölpreis zu tun. Die Ursache rührt aus einer Reihe
von politischen Fehlern her, wie Wolfgang
Münchau in einem lesenswerten Artikel („Eurozone
must act before deflation grips“) in FT schreibt:
Die Zinserhöhung der EZB im Jahr
2011, die ausbleibende Reaktion auf die fallende Inflation im Jahr 2013 und das
Streben nach Austerität in einer schweren Rezession.
Barry Eichengreen hat es im August 2014 in einem Artikel („The rules of central banking are made to be
broken“) in FT deutlich zum Ausdruck gebracht, dass die EZB sich geweigert hat, die
Geldpolitik zu lockern, aus Angst, dass ein solcher Stimulus die Dringlichkeit
der Reformen in der Eurozone zurückdrängen würde.
Die fehlgeleitete Priorität hat
Europa an den Rand einer Deflation geführt. Das ist ein gutes Beispiel dafür,
wie eine Zentralbank nicht handeln sollte, so der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor.
Inflation in der Eurozone, Graph: Morgan Stanley
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