Dienstag, 13. Januar 2015

Warum unterläuft die EZB eigentlich das Inflationsziel?

Die folgende Abbildung zeigt, wie die EZB seit fast zwei Jahren das in der EWU gemeinsam festgelegte Inflationsziel unterläuft. Zugleich sieht man, dass die allgemeine Inflation mittlerweile ins Negative abgerutscht ist.

Man denke nun einen kurzen Moment zurück, wie die EU-Behörden in Reaktion auf die Finanzkrise von 2008 argumentierten: Kein Konjunkturprogramm sei notwendig. Lockere Geldpolitik berge das Risiko von hoher Inflation. Haushaltsdefizite müssen sofort abgebaut werden. Weil einige Länder, v.a. an der EU-Peripherie über ihre Verhältnisse gelebt hätten. Wir müssen die Gürtel enger schnallen. Basta!

Heute ziehen Deflation und Stagnation in Europe herauf. So falsch kann eine Wirtschaftspolitik liegen!

Die Krise kam aber nicht durch unverantwortliche Haushaltsführung zustande. Irland und Spanien hatten am Vorabend der Krise Haushaltsüberschuss und keine nennenswerte Staatsverschuldung.

Das eine Land mag über seine Verhältnisse gelebt haben. Aber wichtig ist, zur Kenntnis zu nehmen, dass ein anderes Land unter seinen Verhältnissen gelebt hat. Das ist in einer EWU mit einem gemeinsam vereinbarten Inflationsziel auf Dauer nicht kompatibel.


Eurozone's negative Inflation, Graph: ZKB

Wenn alle Länder gleichzeitig auf Sparmassnahmen setzen, führt die abnehmende Nachfrage nach Waren zu einem geringeren Verbrauch in den jeweiligen Ländern und das Wirtschaftswachstum wird dadurch abgewürgt.

Der Trugschluss der Komposition im Zuge der Austerität-Politik hat jetzt dazu beigetragen, dass die Eurozone in Deflation geraten ist.

Und die Deflation in der Eurozone hat nichts mit dem fallenden Ölpreis zu tun. Die Ursache rührt aus einer Reihe von politischen Fehlern her, wie Wolfgang Münchau in einem lesenswerten Artikel („Eurozone must act before deflation grips“) in FT schreibt:

Die Zinserhöhung der EZB im Jahr 2011, die ausbleibende Reaktion auf die fallende Inflation im Jahr 2013 und das Streben nach Austerität in einer schweren Rezession.

Barry Eichengreen hat es im August 2014 in einem Artikel („The rules of central banking are made to be broken“) in FT deutlich zum Ausdruck gebracht, dass die EZB sich geweigert hat, die Geldpolitik zu lockern, aus Angst, dass ein solcher Stimulus die Dringlichkeit der Reformen in der Eurozone zurückdrängen würde.

Die fehlgeleitete Priorität hat Europa an den Rand einer Deflation geführt. Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine Zentralbank nicht handeln sollte, so der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor.




Inflation in der Eurozone, Graph: Morgan Stanley

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