Die EZB hat heute den Kauf von
Staatsanleihen (Laufzeiten von 2 bis 30 Jahren) im Umfang von 60 Mrd. EUR im
Monat bekanntgegeben. Das europäische Programm soll bis Ende September 2016
anhalten. Folglich dürfte sich die Bilanzsumme der EZB um rund 1,1 Billionen
EUR ausweiten.
Das ist eine konsequente Reaktion auf die lauernde Gefahr
der Deflation in der Eurozone. Mario Draghi, EZB-Präsident hat unmittelbar
erklärt, dass das Mandat der EZB in erster Linie die Bewahrung der
Preisstabilität ist.
Da die Inflation sich 2014 im Durchschnitt auf 0,4% belief, ist das Ziel der Preisstabilität nicht erfüllt. Der Markt erwartet für die nächsten5 Jahre durchschnittlich eine Inflationsrate von 0,3%.
Bei einer Zielinflationsrate von
2% unterläuft die EZB damit den eigenen Wert um ca. 160 Basispunkte. Selbst per
Definition noch keine Deflation vorliegt, sind die Konsequenzen der anhaltend
niedrigen Inflation in Europa katastrophal.
Warum hat die EZB aber mit dem QE-Programm solange
aufgewartet? Seit dem Ausbruch der Finanzkrise sind schliesslich fast sieben
Jahre vergangen und die Fed und die Bank of England (BoE) haben inzwischen das
Ende ihres Anleihenkauf-Programmes angekündigt. Auch die Bank of Japan (BoJ) schickt
sich derzeit an, im Rahmen ihres “mix of reflation“-Programmes (genannt „three arrows“)
zur nächsten Phase überzugehen.
QE-Politik im Vergleich, Graph: Morgan Stanley
Man erinnere sich daran: Die EZB
hat im Jahr 2011 die Zinsen sogar zweimal erhöht, in einer schwer
angeschlagenen Wirtschaft.
Es ist die Besessenheit von
Inflation. Europa hat das Augenmerk nach Haushaltsdefiziten gerichtet. Der
Deflationsgefahr und der wirtschaftlichen Stagnation wurde kaum Aufmerksamkeit
geschenkt. 25 Millionen arbeitslosen Menschen in der Eurozone werden heute noch
zynisch „Eigenverantwortung“ nahegelegt.
Die monetären Falken sind trotz der Deflation immer noch hawkish. Und die hard money-Typen erfinden absurde Gründe dafür, warum die Zinsen steigen
müssen.
Die Verfechter der Austerität
fordern hemmungslos noch mehr Druck auf Südeuropa, obwohl die hohe
Arbeitslosigkeit anhält, der konjunkturelle Verlauf schwach ist, die Löhne
stagnieren und die Niedriginflation bestehen bleibt.
Muss noch mehr Humankapital
verschwendet werden, um die Deflation zu bekämpfen? Verantwortlich dafür ist die neoliberale Doktrin, die in Europa kläglich gescheitert ist.
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