Donnerstag, 22. Januar 2015

Warum beginnt die EZB mit dem Kauf von Staatsanleihen so spät?

Die EZB hat heute den Kauf von Staatsanleihen (Laufzeiten von 2 bis 30 Jahren) im Umfang von 60 Mrd. EUR im Monat bekanntgegeben. Das europäische Programm soll bis Ende September 2016 anhalten. Folglich dürfte sich die Bilanzsumme der EZB um rund 1,1 Billionen EUR ausweiten.

Das ist eine konsequente Reaktion auf die lauernde Gefahr der Deflation in der Eurozone. Mario Draghi, EZB-Präsident hat unmittelbar erklärt, dass das Mandat der EZB in erster Linie die Bewahrung der Preisstabilität ist.

Da die Inflation sich 2014 im Durchschnitt auf 0,4% belief, ist das Ziel der Preisstabilität nicht erfüllt. Der Markt erwartet für die nächsten5 Jahre durchschnittlich eine Inflationsrate von 0,3%.

Bei einer Zielinflationsrate von 2% unterläuft die EZB damit den eigenen Wert um ca. 160 Basispunkte. Selbst per Definition noch keine Deflation vorliegt, sind die Konsequenzen der anhaltend niedrigen Inflation in Europa katastrophal.

Warum hat die EZB aber mit dem QE-Programm solange aufgewartet? Seit dem Ausbruch der Finanzkrise sind schliesslich fast sieben Jahre vergangen und die Fed und die Bank of England (BoE) haben inzwischen das Ende ihres Anleihenkauf-Programmes angekündigt. Auch die Bank of Japan (BoJ) schickt sich derzeit an, im Rahmen ihres “mix of reflation“-Programmes (genannt „three arrows“) zur nächsten Phase überzugehen.



QE-Politik im Vergleich, Graph: Morgan Stanley

Man erinnere sich daran: Die EZB hat im Jahr 2011 die Zinsen sogar zweimal erhöht, in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft.

Es ist die Besessenheit von Inflation. Europa hat das Augenmerk nach Haushaltsdefiziten gerichtet. Der Deflationsgefahr und der wirtschaftlichen Stagnation wurde kaum Aufmerksamkeit geschenkt. 25 Millionen arbeitslosen Menschen in der Eurozone werden heute noch zynisch „Eigenverantwortung“ nahegelegt.

Die monetären Falken sind trotz der Deflation immer noch hawkish. Und die hard money-Typen erfinden absurde Gründe dafür, warum die Zinsen steigen müssen.

Die Verfechter der Austerität fordern hemmungslos noch mehr Druck auf Südeuropa, obwohl die hohe Arbeitslosigkeit anhält, der konjunkturelle Verlauf schwach ist, die Löhne stagnieren und die Niedriginflation bestehen bleibt.

Muss noch mehr Humankapital verschwendet werden, um die Deflation zu bekämpfen? Verantwortlich dafür ist die neoliberale Doktrin, die in Europa kläglich gescheitert ist.


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