Nouriel Roubini schreibt in einem kürzlich in Project Syndicate veröffentlichten Artikel („Where will all the workers go?“)
Sorge tragend, dass bestimmte Berufe (insbesondere Jobs in der Güter-Herstellung)
durch die Technologie ersetzt würden und für die Leute buchstäblich nichts mehr
zu tun gäbe. Vermutlich werden sie aus dem Arbeitsmarkt fallen und
möglicherweise auf dauerhafte Unterstützung angewiesen sein, so der an der NYU’s Stern School of Business lehrende
Wirtschaftsprofessor als Fazit.
In einer kritischen Antwort darauf bemerkt Dietz Vollrath in seinem Blog, dass zunächst ermittelt werden sollte, was sich hinter dem
Trugschluss von „lump of labor“ (der Behauptung,
wonach die verfügbare Menge an Arbeit für Arbeitnehmer unveränderlich ist) steckt.
Seit 200 Jahren werden neue Arten
von Arbeitsplätzen geschaffen. Die Wirtschaft wird für diese Menschen etwas
finden können. Die Frage ist, welche Art von Jobs diese sein werden, so der
ausserordentliche Professor der Wirtschaftswissenschaften an der University of Houston.
Wird es sich dabei um „bad jobs“ handeln? Wie z.B. McJobs im
Einzelhandelsgeschäft? Wir können uns über die Qualität der Arbeitsplätze
sorgen machen. Der Fehler hierbei ist aber, dass „good jobs“ mit Güter-Herstellung oder mit Jobs in der Produktion verwechselt
werden.
Arbeitsplätze in der Produktion
sind nicht von Natur aus „good jobs“.
Es gibt nichts Magisches daran, wieder und wieder einzelne Teile
zusammenzubauen. Denken Sie etwa, dass die Leute bei Foxconn „good jobs“ innehaben? Die Herstellung
von Gütern geht nicht mit einer grösseren Würde einher als die Erbringung von
Dienstleistungen. Polizisten produzieren keine Güter. Krankenschwester stellen
keine Güter her. Lehrer produzieren auch keine Güter.
Arbeitsplätze in der Produktion
waren historisch gesehen „good jobs“,
weil sie mit Sozialleistungen verbunden waren, die in anderen Branchen nicht vorgefunden
werden konnten. Diese Vorsorgeleistungen (Arbeitsplatzsicherheit,
Gesundheitsversorgung, regelmässige Lohnerhöhungen usw.) haben laut Vollrath
mit der Würde der „richtigen Arbeit“ nichts zu tun. Es hat viel mehr damit zu
tun, dass die Güterherstellung eine Industrie ist, die für gewerkschaftliche
Organisierungen zuträglich ist.
Wollen Sie für Menschen „good jobs“ bringen, insbesondere für
diejenigen, die ihre Arbeit durch die Technologie verloren haben? Dann arbeiten
Sie daran, den Verlust der Verhandlungsmacht des Faktors Arbeit im Verhältnis
zum Faktor Kapital (Eigentümerschaft) umzukehren. Erleichtern Sie für
Dienstleistungsberufe die Mitgliedschaft in Gewerkschaften, so Vollrath weiter.
Will man den Menschen in der
Übergangsphase helfen, soll man vorerst über Sozialleistungen und Unterstützung
für die Aus- und Weiterbildung reden.
Jeder Job kann eine „gute Arbeit“
sein, wenn die Arbeitnehmer und Arbeitgeber ein gutes Gleichgewicht koordieren
können. Costco koordiniert hohe Löhne, hohe Sozialleistungen, erhöhte Anstrengungen (im
Sinne von Einsatz bzw. Leistungen) und ein Gleichgewicht mit niedrigen
Fluktuationen. Sam’s Club koordiniert tiefe Löhne, verkürzte Sozialleistungen,
reduzierte Anstrengung und ein Gleichgewicht mit hohen Fluktuationen.
Beide Unternehmen verdienen Geld.
Aber das eine bietet bessere Arbeitsplätze als das andere. Wenn die Technologie
Arbeitnehmer aus dem Arbeitsmarkt verdrängt, gilt es darüber nachzudenken, wie
„alle“ Unternehmen ein „gutes“ Gleichgewicht herstellen können anstatt nach
verlorenen Tagen der Stahlarbeiter zu sehnen oder dumme Vermutungen zu äussern,
dass uns die Arbeit buchstäblich verlustig gehe.
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