Freitag, 9. Januar 2015

Bei Arbeitsplatzqualität geht es um die Politik, nicht die Technologie

Nouriel Roubini schreibt in einem kürzlich in Project Syndicate veröffentlichten Artikel („Where will all the workers go?“) Sorge tragend, dass bestimmte Berufe (insbesondere Jobs in der Güter-Herstellung) durch die Technologie ersetzt würden und für die Leute buchstäblich nichts mehr zu tun gäbe. Vermutlich werden sie aus dem Arbeitsmarkt fallen und möglicherweise auf dauerhafte Unterstützung angewiesen sein, so der an der NYU’s Stern School of Business lehrende Wirtschaftsprofessor als Fazit.

In einer kritischen Antwort darauf bemerkt Dietz Vollrath in seinem Blog, dass zunächst ermittelt werden sollte, was sich hinter dem Trugschluss von „lump of labor“ (der Behauptung, wonach die verfügbare Menge an Arbeit für Arbeitnehmer unveränderlich ist) steckt.

Seit 200 Jahren werden neue Arten von Arbeitsplätzen geschaffen. Die Wirtschaft wird für diese Menschen etwas finden können. Die Frage ist, welche Art von Jobs diese sein werden, so der ausserordentliche Professor der Wirtschaftswissenschaften an der University of Houston.

Wird es sich dabei um „bad jobs“ handeln? Wie z.B. McJobs im Einzelhandelsgeschäft? Wir können uns über die Qualität der Arbeitsplätze sorgen machen. Der Fehler hierbei ist aber, dass „good jobs“ mit Güter-Herstellung oder mit Jobs in der Produktion verwechselt werden.

Arbeitsplätze in der Produktion sind nicht von Natur aus „good jobs“. Es gibt nichts Magisches daran, wieder und wieder einzelne Teile zusammenzubauen. Denken Sie etwa, dass die Leute bei Foxconn „good jobs“ innehaben? Die Herstellung von Gütern geht nicht mit einer grösseren Würde einher als die Erbringung von Dienstleistungen. Polizisten produzieren keine Güter. Krankenschwester stellen keine Güter her. Lehrer produzieren auch keine Güter.


Arbeitsplätze in der Produktion waren historisch gesehen „good jobs“, weil sie mit Sozialleistungen verbunden waren, die in anderen Branchen nicht vorgefunden werden konnten. Diese Vorsorgeleistungen (Arbeitsplatzsicherheit, Gesundheitsversorgung, regelmässige Lohnerhöhungen usw.) haben laut Vollrath mit der Würde der „richtigen Arbeit“ nichts zu tun. Es hat viel mehr damit zu tun, dass die Güterherstellung eine Industrie ist, die für gewerkschaftliche Organisierungen zuträglich ist.

Wollen Sie für Menschen „good jobs“ bringen, insbesondere für diejenigen, die ihre Arbeit durch die Technologie verloren haben? Dann arbeiten Sie daran, den Verlust der Verhandlungsmacht des Faktors Arbeit im Verhältnis zum Faktor Kapital (Eigentümerschaft) umzukehren. Erleichtern Sie für Dienstleistungsberufe die Mitgliedschaft in Gewerkschaften, so Vollrath weiter.

Will man den Menschen in der Übergangsphase helfen, soll man vorerst über Sozialleistungen und Unterstützung für die Aus- und Weiterbildung reden.

Jeder Job kann eine „gute Arbeit“ sein, wenn die Arbeitnehmer und Arbeitgeber ein gutes Gleichgewicht koordieren können. Costco koordiniert hohe Löhne, hohe Sozialleistungen, erhöhte Anstrengungen (im Sinne von Einsatz bzw. Leistungen) und ein Gleichgewicht mit niedrigen Fluktuationen. Sam’s Club koordiniert tiefe Löhne, verkürzte Sozialleistungen, reduzierte Anstrengung und ein Gleichgewicht mit hohen Fluktuationen.

Beide Unternehmen verdienen Geld. Aber das eine bietet bessere Arbeitsplätze als das andere. Wenn die Technologie Arbeitnehmer aus dem Arbeitsmarkt verdrängt, gilt es darüber nachzudenken, wie „alle“ Unternehmen ein „gutes“ Gleichgewicht herstellen können anstatt nach verlorenen Tagen der Stahlarbeiter zu sehnen oder dumme Vermutungen zu äussern, dass uns die Arbeit buchstäblich verlustig gehe.


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