Mittwoch, 7. Januar 2015

Eurozone rutscht in Deflation ab

Die jährliche Inflation im Euro-Raum ist auf -0,2% gesunken, wie eurostat heute meldet. Damit sind die Preise zum ersten Mal seit September 2009 wieder unter die Null-Marke gefallen.

Die Inflationistas warnen seit beinahe sechs Jahren vor einem starken Anstieg der Inflation. Begründung: Anstieg der Notenbankgeldmenge (monetary base). Und die Verfechter der neoklassischen Schule werden heute nicht müde, aus dem gleichen Grund von einer eventuell bevorstehenden QE-Politik durch die EZB abzuraten.

Die Expansion der Notenbankgeldmenge wirkt nicht inflationär, wenn die nominalen Zinsen bereits nahe Nullzins-Grenze (zero lower bound) liegen und die Wirtschaft von einer nachfragebedingten schweren Rezession geprägt ist.

Richard Koo liefert dazu eine bemerkenswerte Abbildung in seinem neu erschienenen Buch:



Geldbasis (Giroguthaben der Banken bei der EZB und Notenumlauf) in der Eurozone, Graph: Richard Koo in: “The Escape from Balance Sheet Recession and the QE Trap", Wiley Nov 2014”

Die anhaltende Niedriginflation (mit sich mehrenden Anzeichen einer Deflation) ist eine fatale Folge der im Euro-Raum vorherrschenden Austeritätspolitik (einschliesslich Lohn-Moderation) der EU-Behörden. Kürzt man die Staatsausgaben in einer Depression, lastet die harsche Sparpolitik auf dem Wirtschaftswachstum.



Inflation in der Eurozone fällt unter Null, Graph: Die Welt

Es bedarf eigentlich nicht einer ausgewachsenen Deflation. Die Niedriginflation richtet bereits Schaden an, und zwar im gesamten Euro-Raum. Was ist zu tun? 

EZB-Präsident Mario Draghi bemüht sich allem Anschein nach redlich, eine Abhilfe zu schaffen. Die Verfechter der hardmoney-Politik stellen sich aber dagegen. QE-Politik soll nicht eingesetzt werden. Fiskalpolitik ist aus ideologischen Gründen nicht machbar: In Europa scheint derzeit nichts mehr zu gehen.



Ersparnisse des Privatsektors ist grosser als Haushaltsdefizite im öffentlichen Sektor in den betreffenden Ländern in der Eurozone, Graph: Richard Koo in: “The Escape from Balance Sheet Recession and the QE Trap", Wiley Nov 2014”


1 Kommentar:

Michael hat gesagt…

Wie wäre es mit 'Lohnmoderation' aufgeben, Löhne erhöhen, Lohnersatzleistungen erhöhen, Niedriglohnarbeit unattraktiv machen usw. , Finanzprodukte höher besteuern ?