Freitag, 2. Januar 2015

Unfreiwillige Arbeitslosigkeit und secular stagnation-Hypothese

Roger Farmer nimmt sich in seinem Blog der Hypothese von secular stagnation an, animiert durch einen interessanten Blog-Eintrag von David Beckworth.

Die Idee secular stagnation geht auf Alvin Hansen zurück. Hansen schrieb in einem Artikel im Jahr 1938, dass öffentliche Ausgaben erforderlich sind, um die Vollbeschäftigung wiederherzustellen.

„Der Konjunkturzyklus war das Problem des 19. Jahrhunderts schlechthin“, schrieb Hansen damals:

„Aber das Hauptproblem unserer Zeit und insbesondere in den Vereinigten Staaten ist das Problem der Vollbeschäftigung. Das ist das Wesen der secular stagnation; schwache wirtschaftliche Erholungen, die in den Kinderschuhen und Depressionen verenden, die sich selbst ernähren und einen harten und scheinbar unverrückbaren Kern der Arbeitslosigkeit hinterlassen“. (*)

Die Hypothese von secular stagnation wurde neulich durch Larry Summers wiederbelebt. Aus Prof. Summers Sicht wird es immer deutlicher, dass das Trendwachstum auf längere Sicht durch das, was sich in Sachen Konjunktur abspielt, negativ betroffen werden kann.

Der im Jahr 2009 vom US-Präsident Barack Obama zum Direktor des National Economic Council berufene Ökonom deutet mit der folgenden Abbildung insbesondere auf die negative Produktionslücke (output gap) hin.



Das beobachtete BIP-Niveau und das geschätzte (gesamtwirtschaftliche) Produktionspotenzial in den USA, Graph: Prof. Larry Summers in: Business Economics, Vol. 49, No. 2, 2014

Allem Anschein nach geht aus der Grafik hervor, dass ein Konjunkturschock (Great Recession) eine ständige Verschiebung des BIP-Niveau ausgelöst hat. Die negative Produktionslücke bedeutet konkret ein Verlust in Höhe von ca. 1‘000 Mrd. US-Dollar.

Farmer unterstreicht, dass sich das Produktivitätswachstum in der Nachkriegszeit mag verlangsamt haben. Aber das hat mit secular stagnation nicht viel zu tun. Die Idee dahinter ist, dass es einen langfristigen Anstieg in Sachen unfreiwillige Arbeitslosigkeit gegeben hat, so der an der UCLA lehrende Wirtschaftsprofessor.

Beckworth verwechselt Wachstum, der jährliche Zuwachs des realen BIP pro Person mit Arbeitslosigkeit, der prozentuale Anteil der Arbeitnehmer, die nach eigenen Angaben einen Job suchen, aber keinen finden.

Die Politik des inflation targeting durch die Politik des nominal GDP targeting (d.h. nominelle BIP-Steuerung) zu ersetzen (eine Idee, die von Market Monetaristen wie z.B. von Beckworth vertreten wird), ist nicht eine effektive Möglichkeit, das Problem der unfreiwilligen Arbeitslosigkeit anzugehen, argumentiert Farmer als Schlussfolgerung.

Es ist schliesslich eine Prämisse der monetaristischen Vorstellung, dass die reale Wirtschaft sich selbst stabilisiere und eine regelbasierte Geldpolitik der effektivste Weg sei, um niedrige Inflation und maximale nachhaltige Beschäftigung sicherzustellen.

Keynes hat dagegen die Ansicht vertreten, dass die Realwirtschaft in hoher Arbeitslosigkeit feststecken kann und dass anhaltende hohe Arbeitslosigkeit als neues Gleichgewichtsphänomen bestehen bleiben kann.

Das Fazit lautet also, dass ein einziges Instrument, nämlich Geldpolitik nicht ausreicht, zwei Zielsetzungen zu erfüllen. Fiskalpolitik ist, wie Farmer am Schluss festhält, ist der zweite Pfeil im Bogen der geldpolitischen Entscheidungsträger.



(*) Meine freie Übersetzung aus dem Englischen.

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