Roger Farmer nimmt sich in seinem Blog der Hypothese von secular stagnation an, animiert durch einen interessanten
Blog-Eintrag von David Beckworth.
Die Idee secular stagnation geht auf Alvin Hansen
zurück. Hansen schrieb in einem Artikel im Jahr 1938, dass öffentliche Ausgaben
erforderlich sind, um die Vollbeschäftigung wiederherzustellen.
„Der Konjunkturzyklus war das
Problem des 19. Jahrhunderts schlechthin“, schrieb Hansen damals:
„Aber das Hauptproblem unserer Zeit und insbesondere in den Vereinigten Staaten ist das Problem der Vollbeschäftigung. Das ist das Wesen der secular stagnation; schwache wirtschaftliche Erholungen, die in den Kinderschuhen und Depressionen verenden, die sich selbst ernähren und einen harten und scheinbar unverrückbaren Kern der Arbeitslosigkeit hinterlassen“. (*)
Die Hypothese von secular stagnation wurde neulich durch Larry Summers wiederbelebt. Aus Prof.
Summers Sicht wird es immer deutlicher, dass das Trendwachstum auf längere
Sicht durch das, was sich in Sachen Konjunktur abspielt, negativ betroffen
werden kann.
Der im Jahr 2009 vom US-Präsident
Barack Obama zum Direktor des National
Economic Council berufene Ökonom deutet mit der folgenden Abbildung insbesondere auf die negative
Produktionslücke (output gap) hin.
Das beobachtete BIP-Niveau und
das geschätzte (gesamtwirtschaftliche) Produktionspotenzial in den USA, Graph: Prof. Larry Summers in: Business Economics, Vol. 49, No. 2, 2014
Allem Anschein nach geht aus der
Grafik hervor, dass ein Konjunkturschock (Great
Recession) eine ständige Verschiebung des BIP-Niveau ausgelöst hat. Die
negative Produktionslücke bedeutet konkret ein Verlust in Höhe von ca. 1‘000 Mrd.
US-Dollar.
Farmer unterstreicht, dass sich das
Produktivitätswachstum in der Nachkriegszeit mag verlangsamt haben. Aber das
hat mit secular stagnation nicht viel zu tun. Die Idee dahinter ist, dass es einen
langfristigen Anstieg in Sachen unfreiwillige Arbeitslosigkeit gegeben hat, so der an der UCLA lehrende
Wirtschaftsprofessor.
Beckworth verwechselt Wachstum,
der jährliche Zuwachs des realen BIP pro Person mit Arbeitslosigkeit, der
prozentuale Anteil der Arbeitnehmer, die nach eigenen Angaben einen Job suchen,
aber keinen finden.
Die Politik des inflation targeting durch die Politik
des nominal GDP targeting (d.h. nominelle BIP-Steuerung) zu ersetzen (eine Idee, die von Market Monetaristen
wie z.B. von Beckworth vertreten wird), ist nicht eine effektive Möglichkeit,
das Problem der unfreiwilligen Arbeitslosigkeit anzugehen, argumentiert Farmer
als Schlussfolgerung.
Es ist schliesslich eine Prämisse
der monetaristischen Vorstellung,
dass die reale Wirtschaft sich selbst stabilisiere und eine regelbasierte
Geldpolitik der effektivste Weg sei, um niedrige Inflation und maximale
nachhaltige Beschäftigung sicherzustellen.
Keynes hat dagegen die Ansicht vertreten, dass die Realwirtschaft in
hoher Arbeitslosigkeit feststecken kann und dass anhaltende hohe
Arbeitslosigkeit als neues Gleichgewichtsphänomen bestehen bleiben kann.
Das Fazit lautet also, dass ein
einziges Instrument, nämlich Geldpolitik nicht ausreicht, zwei Zielsetzungen zu
erfüllen. Fiskalpolitik ist, wie Farmer am Schluss festhält, ist der zweite
Pfeil im Bogen der geldpolitischen Entscheidungsträger.
(*) Meine freie Übersetzung aus dem Englischen.
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