Mittwoch, 21. Januar 2015

Null Zinsen auf Bundesanleihen mit fünf Jahren Laufzeit

Das ist einmalig in der Geschichte, dass Deutschland eine fünfjährige Anleihe mit Null Prozent Rendite anbietet (*). Im Vorjahr war die Rendite der Bundesanleihen mit 2 Jahren Laufzeit unter Null gefallen.

Die besonders niedrigen Zinsen widerspiegeln die Erwartungen im Markt, dass die europäische Wirtschaft auf absehbare Zeit sehr schwach bleibt und die EZB ihr Inflationsziel nicht einhalten kann.

Mit anderen Worten sehen Marktteilnehmer kaum attraktive Investitionsmöglichkeiten, sodass sie bereit sind, den Bund dafür zu vergüten, damit der reale Wert ihres Vermögens geschützt wird.

Mario Draghi, EZB-Präsident dürfte am 22. Januar 2015 aller Voraussicht nach ein Anleihenkaufprogramm ankündigen. Doch scheinen die Finanzmärkte nicht besonders zuversichtlich, dass der Erwerb von Staatsanleihen viel auf die Realwirtschaft auswirken kann, da die Renditen in der gesamten Eurozone bereits im Vorfeld erheblich gesunken sind.

Währenddessen fallen die Inflationserwartungen weiter. Wie in der folgenden Abbildung zu sehen ist, rechnen die Marktteilnehmer mit einer Inflation von rund 1,8% im Jahr 2024.



Eurozone: Inflationserwartungen (auf 1 Jahr), Graph: Nomura via Finanz und Wirtschaft

Gemessen an 5y/5y forward swap-Sätzen belaufen sich die mittelfristigen Inflationserwartungen, die erstmals im August 2014 unter 2% gefallen waren, auf 1,5%. Das heisst unter dem Zielwert (2%) der EZB.

Das ist die Niedriginflation-Falle, in der die europäische Wirtschaft steckt, weil die Entscheidungsträger nach wie vor am harschen Kurs der Austeritätspolitik festhalten. Das Sparen auf Teufel komm raus ist das falsche Konzept. Keynes hat es in den 1930er Jahren gesagt, dass nicht alle gleichzeitig durch Sparen wachsen können. Die Staaten in der Eurozone können das Haushaltsdefizit nicht reduzieren, wenn das Volkseinkommen schrumpft.



Eurozone: Inflationserwartungen gemessen an 5y/5y forward swap-Sätzen, Graph: Finanz und Wirtschaft

Wie Joseph Stiglitz in einem lesenswerten Artikel („The Politics of Economic Stupidity”) in Project Syndicate schreibt, ist das Problem, dass die niedrigen Zinsen Unternehmen zu Investitionen nicht animieren, wenn es an Nachfrage nach ihren Produkten mangelt.

Niedrige Renditen insprieren auch Menschen nicht, mehr Kredit zum Verbrauch aufzunehmen. Es ist wichtig, zu verstehen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die lockere Geldpolitik heute die weltweite Prosperität ankurbeln kann, gleich Null ist, unterstreicht der an der Columbia University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Es ist die Nachfrage, die die Welt am meisten braucht. Der private Sektor (auch mit der grosszügigen Unterstützung der Währungsbehörden) kann dafür nicht sorgen. Aber die Fiskalpolitik kann es. Das Problem, mit dem die Welt 2015 konfrontiert ist, ist laut Stiglitz nicht wirtschaftlich, sondern politisch.



(*) Auch die inflationsgeschützten Bundesanleihen mit 5 Jahren Laufzeit bieten in Deutschland heute eine negative Rendite: -0,39%.

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