Samstag, 24. Januar 2015

Inflationserwartungen in Europa – Was genau wird wie gemessen?

Die (mittelfristigen) Inflationserwartungen gemessen an Inflation Swaps (5 Jahre) sind vor einer Woche nahe Allzeittief gehandelt worden. Nach der Bekanntgabe des Anleihenkauf-Programms der EZB sind die HICP 5y5y Inflation Swaps in die Höhe geschossen.

Es gilt zu berücksichtigen, dass auch der Entscheid der SNB, die CHF-Bindung (Mindestkurs) an den EUR aufzuheben, hierbei bestimmt eine gewisse Rolle gespielt hat.

Man kann die Inflationserwartungen auch an Inflation break-even Sätzen messen. Das ist die Rendite-Differenz (spread) zwischen nominalen und inflationsgeschützten Staatsanleihen mit derselben Laufzeit.

Der Markt erwartet demnach, dass die Inflation in den nächsten 5 Jahren deutlich unter 2% bleibt, für die nächsten 4 Jahre sogar unter 1,2%. Wenn der Markt für Inflationserwartungen richtig liegt, und die EZB am Zielwert von 2% festhält, müsste sie das Anleihenkauf-Programm für mindestens 4 Jahre fortsetzen, schreiben Analysten von Morgan Stanley mit zwei sehenswerten Abbildungen.



Eurozone HICP break-even Inflation (Spot und 1 Jahres- Future Satz), Graph: Morgan Stanley

Auch Paul Krugman macht in seinem Blog eine aufmerksame Beobachtung: Viele Leute scheinen sich am 5y5y forward swap Satz zu orientieren, um über Inflationserwartungen sich ein Bild zu malen. Gemessen wird damit aber die Inflation nicht von 2015 bis 2020, sondern von 2020 bis 2025, deshalb heisst es ja 5y5y.

Ein besonders natürlicher Messwert sind daher 5 Jahre oder 10 Jahre break-even Sätze: Das ist der Spread zwischen Index- und Nominal-Bonds.

Ein konkretes Beispiel: Index Bonds in Deutschland mit 5 Jahren Laufzeit wurden vergangene Woche mit -0,31% gehandelt, während die Nominal-Bonds mit derselben Laufzeit eine leicht negative Rendite boten. Das bedeutet, dass der Markt mit einer Inflation von 0,3% in den nächsten 5 Jahren rechnet.

Nach dem Entscheid der EZB, ein Anleihenkauf-Programm in Höhe von 1‘000 Mrd. EUR auf die Beine zu stellen, notieren die Index-Bonds mit einer Rendite von minus 0,46%, während Nominal-Bonds mit fast Null Prozent rentieren. Daraus folgt, dass der Markt eine Inflation von ca. 0,5% in den nächsten 5 Jahren erwartet.

Das bedeutet wiederum, dass die Inflationserwartungen nach dem QE-Entscheid der EZB um rund 0,20% gestiegen sind. Mario Draghis Programm hat also die Inflationserwartungen in Europa leicht ansteigen lassen können. Angesichts der vorherrschenden Widrigkeiten ist es bestimmt nicht schlecht.



Eurozone HICP und US 5y5y Inflation Swaps, Graph: Morgan Stanley


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