Die Schweizerische Nationalbank
(SNB) hat am Donnerstag die Finanzwelt mit einem Doppelschlag überrascht: der Verzicht
auf die Bindung des Franken an den Euro und die Senkung des Zinssatzes für
Guthaben auf den Girokonten auf minus 0,75%, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Francs, Fear and Folly“) am Freitag in NYTimes.
Gefolgt sind Marktturbulenzen.
Und Sie sollte einen Schauer der Angst fühlen, auch wenn Sie keine direkte Beteiligung
am Wert des Frankens hätten, argumentiert der am Graduierten Zentrum der City University of New York (CUNY)
forschende Wirtschaftsprofessor: Die geldpolitischen Mühen der Schweiz
illustriert, wie schwer es ist, den deflationären Wirbel, der die
Weltwirtschaft nach unten zieht, zu bekämpfen.
Wenn Sie mich fragen, so Krugman weiter,
hat die Schweiz einen grossen Fehler gemacht. Aber ehrlich gesagt geht es nicht
um die Schweiz. Was wichtig ist, ist die Demonstration, wie schwer es ist, die
deflationären Kräfte abzuwehren, die nicht nur Europa und Japan, sondern
möglicherweise auch China befallen.
Und während es Amerika in den
letzten Quartalen ziemlich gut ging, wäre es töricht, anzunehmen, dass die
US-Wirtschaft immun sei, unterstreicht der als Mitglied im der CUNY
angegliederten Luxembourg Income Study
Center tätige Nobelpreisträger der Wirtschaftswissenschaften.
Was dies besagt, ist, dass man
sich wirklich, aber wirklich nicht zu nahe an die Deflation treiben lassen
soll: Man kann hinein geraten und es ist sehr schwer, draus zu kommen. Das ist
ein Grund, warum die Kürzung der Staatsausgaben in einer schwer angeschlagenen
Wirtschaft eine schlechte Idee ist: Es sind nicht nur die unmittelbaren Kosten
in Form von Arbeitsplatzverlusten, sondern auch das wachsende Risiko, aus der
Deflationsfalle (deflationary trap) wieder
rauszukommen.
Es ist auch ein Grund, sehr
vorsichtig zu sein, um die Zinsen zu erhöhen, wenn man eine niedrige Inflation
hat, auch wenn man nicht denkt, dass die Deflation unmittelbar bevorsteht.
Gerade jetzt scheinen die Very Serious People (VSP), die gleichen Menschen, die 2010 zu Unrecht beschlossen hatten, dass wir
das Augenmerk statt nach der Beschäftigung, nach dem Haushaltsdefizit richten
sollen, an einem Konsens gelangt zu sein, dass die Fed anfangen soll, die Zinsen demnächst zu erhöhen.
Warum? Es gibt in den aktuellen
Daten keine Anzeichen einer sich beschleunigenden Inflation und die
Marktindikatoren deuten auf fallende Inflationserwartungen hin, was nahelegt, dass die Investoren Deflationsrisiko
wahrnehmen, auch wenn die Fed es nicht so sieht.
Krugman betont, dass er die
Sorgen im Markt teile. Wenn die wirtschaftliche Erholung sich in den USA
verlangsamt, entweder durch das Übergreifen der Probleme im Ausland oder weil
die Fundamentaldaten nicht so stark sind wie wir denken, würde sich eine allzu
frühe Straffung der Geldpolitik als ein Akt der äussersten Narrheit erweisen.
Ziehen wir die Lehren aus der Erfahrung
der Schweiz, die seit Generationen darauf achtet, eine solide Geldpolitik zu
betreiben, nun aber den Preis zahlt, hält Krugman als Fazit fest.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen