Freitag, 16. Januar 2015

Paul Krugman: Die SNB hat einen grossen Fehler gemacht

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat am Donnerstag die Finanzwelt mit einem Doppelschlag überrascht: der Verzicht auf die Bindung des Franken an den Euro und die Senkung des Zinssatzes für Guthaben auf den Girokonten auf minus 0,75%, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Francs, Fear and Folly“) am Freitag in NYTimes.

Gefolgt sind Marktturbulenzen. Und Sie sollte einen Schauer der Angst fühlen, auch wenn Sie keine direkte Beteiligung am Wert des Frankens hätten, argumentiert der am Graduierten Zentrum der City University of New York (CUNY) forschende Wirtschaftsprofessor: Die geldpolitischen Mühen der Schweiz illustriert, wie schwer es ist, den deflationären Wirbel, der die Weltwirtschaft nach unten zieht, zu bekämpfen.

Wenn Sie mich fragen, so Krugman weiter, hat die Schweiz einen grossen Fehler gemacht. Aber ehrlich gesagt geht es nicht um die Schweiz. Was wichtig ist, ist die Demonstration, wie schwer es ist, die deflationären Kräfte abzuwehren, die nicht nur Europa und Japan, sondern möglicherweise auch China befallen.

Und während es Amerika in den letzten Quartalen ziemlich gut ging, wäre es töricht, anzunehmen, dass die US-Wirtschaft immun sei, unterstreicht der als Mitglied im der CUNY angegliederten Luxembourg Income Study Center tätige Nobelpreisträger der Wirtschaftswissenschaften.

Was dies besagt, ist, dass man sich wirklich, aber wirklich nicht zu nahe an die Deflation treiben lassen soll: Man kann hinein geraten und es ist sehr schwer, draus zu kommen. Das ist ein Grund, warum die Kürzung der Staatsausgaben in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft eine schlechte Idee ist: Es sind nicht nur die unmittelbaren Kosten in Form von Arbeitsplatzverlusten, sondern auch das wachsende Risiko, aus der Deflationsfalle (deflationary trap) wieder rauszukommen.

Es ist auch ein Grund, sehr vorsichtig zu sein, um die Zinsen zu erhöhen, wenn man eine niedrige Inflation hat, auch wenn man nicht denkt, dass die Deflation unmittelbar bevorsteht.

Gerade jetzt scheinen die Very Serious People (VSP), die gleichen Menschen, die 2010 zu Unrecht beschlossen hatten, dass wir das Augenmerk statt nach der Beschäftigung, nach dem Haushaltsdefizit richten sollen, an einem Konsens gelangt zu sein, dass die Fed anfangen soll, die Zinsen demnächst zu erhöhen.

Warum? Es gibt in den aktuellen Daten keine Anzeichen einer sich beschleunigenden Inflation und die Marktindikatoren deuten auf fallende Inflationserwartungen hin, was nahelegt, dass die Investoren Deflationsrisiko wahrnehmen, auch wenn die Fed es nicht so sieht.

Krugman betont, dass er die Sorgen im Markt teile. Wenn die wirtschaftliche Erholung sich in den USA verlangsamt, entweder durch das Übergreifen der Probleme im Ausland oder weil die Fundamentaldaten nicht so stark sind wie wir denken, würde sich eine allzu frühe Straffung der Geldpolitik als ein Akt der äussersten Narrheit erweisen.

Ziehen wir die Lehren aus der Erfahrung der Schweiz, die seit Generationen darauf achtet, eine solide Geldpolitik zu betreiben, nun aber den Preis zahlt, hält Krugman als Fazit fest.



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