Die EZB bemüht sich mit den im Juni 2014
ergriffenen geldpolitischen Massnahmen dazu beizutragen, dem „Prozess der Entankerung der Inflationserwartungen
Einhalt zu gebieten“.
Die 5-jährigen inflationsindexierten Termin-Sätze
in den nächsten 5 Jahren (*) sind am Freitag nach Angaben von Bloomberg
auf 1,58% gefallen. Das ist der tiefste Wert seit Oktober 2015.
Während der anhaltende Rückgang der
Rohstoffpreise (siehe: Ölpreisentwicklung) und die Abwertung der chinesischen
Währung einen disinflationären Druck auf die Weltwirtschaft auslösen,
verschlechtern sich die Aussichten für das Wachstumsszenario im Euro-Raum.
Vor dem Hintergrund der niedrigen Inflationsdaten
vom Dezember (0,2%) richtet sich der Blick nun auf das Treffen des EZB-Rates am
Donnerstag, den 21. Januar.
Aus der am Donnerstag veröffentlichten Zusammenfassung der geldpolitischen Sitzung („Accounts“)
des EZB-Rates geht hervor, dass die Ratsmitglieder eine Rekalibrierung des akkommodierenden geldpolitischen Kurses der EZB
für notwendig halten, um eine Rückkehr der Inflationsraten auf ein Niveau von
rund 2% zu gewährleisten.
Die 5-jährigen inflationsindexierten Termin-Sätze
in 5 Jahren (5y5y inflation forward swap rates), Graph: Bloomberg
Einige Ratsmitglieder sprachen sich für eine
Senkung des Einlagesatzes um 20
Basispunkte aus, um den Lockerungseffekt der Massnahmen zu verstärken. Das heisst,
dass einige Mitglieder eine tiefere Zinssenkung befürwortet haben. Die EZB hat
jedoch beschlossen, den Zinssatz für die Einlagefazilität um 10 Basispunkte auf
-0,30% zu senken.
EZB-Überschussliquidität, Graph: Morgan Stanley
Die Entwicklung legt nahe, dass die massive
Injektion von Liquidität durch die EZB via Anleihekaufprogramm (genannt PSPP)(**)
nicht ausreicht, die europäische Wirtschaft angemessen anzukurbeln.
Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone seit 2008
beläuft sich im Jahresdurchschnitt auf (Stichwort: EU-Forderung nach einem
ausgeglichenen Haushalt), Graph: Paul
De Grauwe in: CEPS
Der EUR hat sich abgeschwächt. Aber auch das
Wirtschaftswachstum hat sich verlangsamt. Da die Wirtschaft in einer
Liquiditätsfalle (zero lower bound) steckt, kommt das von der EZB in das System
gepumpte Geld nicht in der Realwirtschaft an.
1-Monat OIS, Overnight Index Swap, Graph: Morgan Stanley
Die QE-Politik ist zwar nötig, aber unzulänglich.
Daher muss sie von der Fiskalpolitik begleitet werden, wie Paul De Grauwe in einer neulich vorgelegten Analyse unterstreicht.
Der an der London
School of Economics lehrende Wirtschaftsprofessor rückt vor diesem
Hintergrund erneut öffentliche Investitionen in die Infrastruktur in den Mittelpunkt
der Tagesordnung.
Investitionen im öffentlichen Sektor werden aber
in Europa durch die strikten und wie man sonst sagen darf, absurden Regeln
eigens erschwert. Die Länder wie z.B. Deutschland, Frankreich, Belgien und die
Niederlande, die zur Zeit zu fast Null-Konditionen langfristige Kredit
aufnehmen können, hätten genügend Spielraum, in den Bereichen alternative Energien und
öffentliche Verkehrsmittel zu investieren, um dadurch die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzuregen.
Alle Hoffnungen werden dennoch weiterhin an die Geldpolitik geknüpft und noch mehr Zeit vergeudet, während über 22 Millionen Menschen arbeitslos bleiben.
(**) Die EZB bezeichnet das Anleihekaufprogramm
offiziell APP (asset purchase programme), Programm zum Ankauf
von Vermögenswerten.
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