Freitag, 22. Januar 2016

Ey Mann, wo is’ meine Inflation?

Die EZB hat heute die Umfrage-Ergebnisse unter den professionellen Prognostikern (SPF: Survey Professional Forecasters) für das erste Quartal 2016 veröffentlicht.

Die Prognostiker haben demnach den Ausblick für die Inflationserwartungen für 2016 und 2017 gesenkt. Auch die langfristigen Inflationserwartungen wurden nach unten korrigiert: von bisher 1,9% auf jetzt 1,8% (für 2018 und hinaus).

Die SPF-Ergebnisse für 1Q2016 sehen wie folgt aus:

2016: 0,7% (1%),
2017: 1,4% (1,5%)
langfristig: 1,8% (1,9%)

(In Klammern werden die Werte vor drei Monaten angegeben)

Die EZB hingegen erwartet (gemäss Dezember 2015) eine Inflationsrate von 1% für 2016 und 1,6% für 2017.


Die Umfrage-Ergebnisse unter professionellen Prognostikern (SPF) für das erste Quartal 2016, Graph: EZB



Die folgende Abbildung zeigt, dass die Kerninflation in vielen Ländern der grossen Volkswirtschaften im Vergleich zu offiziellen Leitzinsen relativ niedrig sind.



Kerninflation versus Leitzinsen in einigen fortentwickelten Volkswirtschaften, Graph: Morgan Stanley

Ja, der Ölpreis fällt und die Fed hat die Zinsen erhöht. Aber die allgegenwärtige Lektion ist, dass wir uns in Gängen der Wirtschaft bewegen, die wir nicht kennen, schreibt Tyler Cowen in seinem Blog.

Der an der George Mason University lehrende Wirtschaftsprofessor denkt nicht, dass es demnächst zu einer weiteren Zinserhöhung durch die Fed kommt.

Wer hat Angst vor günstigem Ölpreis, titelt The Economist heute das Deckblatt.


Nach einer Faustregel erhöht ein Preisrückgang fürs Öl um 10% das Wirtschaftswachstum um 0,1 bis 0,5%. 

In den vergangenen 18 Monaten ist der Ölpreis um 75% gesunken, von 110 USD pro Fass auf 27 USD. Verbraucher freuen sich. Aber Hersteller leiden. Die Welt ertrinkt im Öl sozusagen: Das Angebot übersteigt die Nachfrage um 1 Million Fass am Tag.

Barry Eichengreen notiert, dass die niedrigen Ölpreise unter dem Strich eine gute Nachricht für die Weltwirtschaft sind; eine gute für die europäische Wirtschaft, vielleicht sogar eine mässig gute Nachricht für die US-Wirtschaft, weil dadurch die Kaufkraft der privaten Verbraucher steigt, was am Schluss mehr Endnachfrage bedeutet.



5y5y forward inflation breakeven rate fällt weiter, während die Aussagekraft der Messgrösse von manchen Experten in letzter Zeit in Frage gestellt wird, Graph: WSJ

PS: Das ist der tiefste Wert (am Dienstag) seit 2009

Der Messwert mag mangelhaft sein. Die Tatsache ist aber, dass es ein wichtiger Indikator ist, wenn die Preisanstiege konstant unter dem Zielwert (ca. 2%) der US-Notenbank bleiben, wie Narayana Kocherlakota unterstreicht. Kocherlakota war bis zum vergangenen Monat Fed-Präsident von Minneapolis, der nun an der University of Rochester lehrt und forscht.





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