Freitag, 15. Januar 2016

Spielen Inflationserwartungen verrückt?

Die Fed hat Mitte Dezember die Zinsen erhöht. Seither fallen aber die Renditen am Anleihemarkt, zur Überraschung vieler Beobachter, anstatt zu steigen.

Dass der Renditeabstand zwischen kurzfristigen (2J) und langfristigen Zinsen (10J) sich verkleinert, setzt noch einen drauf.

Fallende Inflationserwartungen (gemessen an 5y5y Breakeven-Sätzen) verstärken damit die Sorge vor einer Rezession.

James Bullard, Präsident der St. Louis Fed warnt davordass es für die Fed schwerer wird, das Inflationsziel von 2% zu erreichen, v.a. wenn die Inflationserwartungen fallen.

Seiner Ansicht nach werden die markt-basierten Inflationserwartungen von den grossen Bewegungen der Rohölpreise über Gebühr beeinflusst. Dennoch sei der gegenwärtige Rückgang der Inflationserwartungen besorgniserregend.

Die Inflationserwartungen gemessen an 10 Jahres Breakeven-Sätzen sind zuletzt auf 1,44% gefallen. Das ist nicht weit entfernt vom 6-Jahres-Tief (1,39%) im September 2015.



5y5y Breakeven Inflation, Graph: Morgan Stanley


Der 5y5y Swap-Satz, eine weitere Messgrösse von Inflationserwartungen beläuft sich zur Zeit auf 2%; auch nicht viel weit entfernt vom Rekord-Tief von 1,92%. Noch im August 2014 stand der Wert auf 3%.


5y5y Forward Inflation Satz, Graph: FT


Tim Duy schreibt in seinem Blog, dass er weniger besorgt sei. Der an der Oregon University lehrende Wirtschaftsprofessor geht davon aus, dass die Abflachung der Rendite-Kurve nach der Straffung des geldpolitischen Kurses im Allgemeinen keine grosse Überraschung darstelle.

Die flacher werdende Kurve zeigte dass die langfristige Projektion der US-Notenbank von 3,5% Fed Funds Rate im Dezember 2016 ein Wunschtraum ist. Die Fed hätte laut Duy noch zuwarten sollen, bis sie sich absolut sicher werde, dass der Zeitpunkt für eine Zinserhöhung gekommen ist.

Die Rendite-Kurve soll aber dennoch nicht unterschätzt werden: sie signalisiere derzeit etwas Wichtiges über die Grenzen der Geldpolitik in Sachen „Normalisierung“, so Duy als Fazit. Die Renditen am langen Ende der Ertragskurve müssten viel mehr fallen, um sich um die Zinsstrukturkurve Sorgen zu machen.



2y Inflation Swap-Satz, Graph: Morgan Stanley




Keine Kommentare: