Samstag, 23. Januar 2016

Was sagt die Rendite-Kurve heute aus?

Der Verlauf der Rendite-Kurve signalisiert derzeit, dass die optimistische Einschätzung der US-Notenbank in Bezug auf das Wirtschaftswachstum und die Inflation deplatziert ist.

Die Zinsstruktur-Kurve (yield curve) legt nahe, dass die Rendite-Differenz zwischen 2- und 10-jährigen Staatspapieren so geschrumpft ist wie seit 2008 nicht mehr, wie Bloomberg Daten zeigen: 1,14%.

Und die von Bloomberg gemessenen Inflationserwartungen (5 Jahre) sind am 15. Januar 2016 auf 1,53% gesunken, was einem Rekord-Niedrigwert entspricht.

Konkret: Während die Fed vier Zinserhöhungen (um jeweils 25 Basispunkte) bis Ende Jahr in Aussicht gestellt hat, preisen Anleihe-Händler 2016 nur eine Zinserhöhung ein. Die Trader stellen m.a.W. die Bereitschaft der Fed, die Zinsen im Lauf des Jahres weiter anzuheben, in Frage. Warum? Das Narrative schöpft sich aus Chinas Wirtschaft.

Narrative Psychologie weist darauf hin, dass beliebte Erzählungen, besonders Geschichten, die das Leben schreibt, grundlegende Treiber der Motivation sind, wie Robert J. Shiller heute in einem lesenswerten Artikel („How Stories Drive the Stock Market“) in NYTimes unterstreicht.



US-Renditekurve; der Rendite-Abstand zwischen 2- und 10-jährigen Staatspapieren, Graph: Bloomberg



George Soros hat in einem Interview mit dem Bloomberg TV in Davos gesagt, dass er „sehr überrascht“ wäre, wenn die Fed in diesem Jahr die Zinsen wieder erhöhen würde.

Dass die Fed im März (dem nächsten Treffen) die Zinsen weiter erhöht, beträgt zurzeit laut Future-Märkten rund 24%.



Die implizierte Inflationserwartung (auf 5 Jahre); Fed’s 5y5y break-evens, Graph: Morgan Stanley

Break-even-Satz = Rendite der nominalen Staatsanleihen – Rendite der inflationsindexierten Staatsanleihen (sog. TIPS) mit der vergleichbaren Laufzeit. Aus der Differenz lässt sich die vorherrschende Inflationserwartung ermitteln.


TIPS, break-even Inflation, Graph: Morgan Stanley



PS: Güter-Exporte der USA nach China machen rund 0,6% des amerikanischen BIP aus. Sobald aber eine Story-basierte Ansicht beginnt, sich durchzusetzen, gibt es vergleichsweise wenig öffentliches Interesse an solchen Zahlen, erklärt Shiller weiter.

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