Was die Geldpolitik betrifft, scheint die
US-Notenbank ständig unter Druck zu stehen. Die Kritik kommt nicht nur aus dem
Inland (aus partei-politischen Gründen), sondern v.a. aus dem Ausland.
Die Fed betreibt „currency wars“ („Währungskriege“),
indem sie zulässt, dass der USD abwertet, um internationalen Handel einen
Vorteil zu gewinnen, lautet der eine Vorwurf.
Ein weiterer Tadel richtet sich auf die
Spillover-Effekte, die aus der gegenwärtigen Geldpolitik der Fed entfaltet würden,
auf die Finanzstabilität in anderen Ländern, insbesondere aber in den sog.
Schwellenländern.
Die derzeit besonders auffällige „Missbilligung“
der amerikanischen Geldpolitik wirft eine Frage auf:
Warum ist die Fed überhaupt der Hauptgegenstand
einer solchen Kritik, obwohl auch die anderen Zentralbanken in fortentwickelten
Volkswirtschaften seit der Finanzkrise von 2008 eine aussergewöhnlich expansive
Geldpolitik betreiben?
Die Antwort lautet die dominante Rolle des
US-Dollars im internationalen Handel und Finanzgeschäften, schreibt Ben Bernanke in seinem Blog.
Rund 60% der internationalen Währungsreserven
werden in USD gehalten, weshalb Fed’s Entscheidungen folgenreich werden. Das
wiederum, so wird oft argumentiert, verleiht der Fed eine besondere
Verantwortung, auch die internationalen Auswirkungen ihrer Handlungen zu
berücksichtigen.
Staatsanleihen: Real-Renditen (langfristig) im
Vergleich, Graph: Ben Bernanke im Brookings Blog
Warum ist aber der USD die am häufigsten
verwendete globale Währung? Übervorteilt die internationale Rolle des
US-Dollars die US-Wirtschaft bzw. benachteiligt sie andere Länder?
Der ehemalige Fed-Präsident liefert dazu in
seinem Blog-Eintrag lesenswerte Erläuterungen. Was er vorab unterstreicht, ist,
dass die Vorteile des USD-Status für die USA in den vergangenen Jahrzehnten
wesentlich zurückgegangen seien und ein Hauptkanal des internationalen
Einflusses der US-Notenbank durch die „dollarisierten“ Kreditmärkte zur
Entfaltungen komme.
Trotz des Wandels der Wechselkurssysteme nach Bretton Woods hat der US-Dollar die
Vorrang-Stellung beibehalten. Warum? Das hat damit zu tun, dass die Verwendung
des US-Dollars durch die anderen Länder den Nutzen der amerikanischen
Landeswährung erhöhen, was unter Ökonomen als „network externality“ bezeichnet wird, erklärt Bernanke weiter.
Der US-Dollar hat daher in den letzten
Jahrzehnten seine Rolle als internationales Tauschmittel bewahren können, mit
folgenden Vorteilen:
Wertstabilität,
Liquidität,
Sicherheit,
Lender of last resort (dazu mehr in diesem Blog hier und hier).
Einige Vorteile aus der Ausgabe einer Währung,
die international am meisten verwendet wird, sind aber laut Bernanke
symbolischer Natur.
Das sog. „exorbitante
Privileg“ werde durch den tatsächlichen oder potenziellen Wettbewerb aus
anderen Währungen wie dem EUR und dem JPY und den schrumpfenden Anteil Amerikas
an der Weltwirtschaft allmählich erodiert.
Zudem ist der sichere Hafen-Aspekt des US-Dollars
im Grunde genommen negativ für die US-Firmen, da es bedeutet, dass sie genau zu
der Zeit, wo die globale Wirtschaftssituation unter Spannung steht, weniger
wettbewerbsfähig werden.
Die Fed hat Mitte Dezember 2015 begonnen, den
geldpolitischen Kurs zu straffen. Es gilt daher die Risiken, die aus einem
stärkeren US-Dollar ausgehen, in den sog. Entwicklungsländern genau zu
beobachten. Die gute Nachricht ist aber, dass die USD-Aufwertung in den
vergangenen achtzehn Monaten keine grösseren finanziellen Probleme ausgelöst
hat, so Bernanke als Fazit.
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