Sonntag, 17. Januar 2016

Fed und die weltweite Kritik an Geldpolitik

Was die Geldpolitik betrifft, scheint die US-Notenbank ständig unter Druck zu stehen. Die Kritik kommt nicht nur aus dem Inland (aus partei-politischen Gründen), sondern v.a. aus dem Ausland.

Die Fed betreibt „currency wars“ („Währungskriege“), indem sie zulässt, dass der USD abwertet, um internationalen Handel einen Vorteil zu gewinnen, lautet der eine Vorwurf.

Ein weiterer Tadel richtet sich auf die Spillover-Effekte, die aus der gegenwärtigen Geldpolitik der Fed entfaltet würden, auf die Finanzstabilität in anderen Ländern, insbesondere aber in den sog. Schwellenländern.

Die derzeit besonders auffällige „Missbilligung“ der amerikanischen Geldpolitik wirft eine Frage auf:

Warum ist die Fed überhaupt der Hauptgegenstand einer solchen Kritik, obwohl auch die anderen Zentralbanken in fortentwickelten Volkswirtschaften seit der Finanzkrise von 2008 eine aussergewöhnlich expansive Geldpolitik betreiben?

Die Antwort lautet die dominante Rolle des US-Dollars im internationalen Handel und Finanzgeschäften, schreibt Ben Bernanke in seinem Blog.

Rund 60% der internationalen Währungsreserven werden in USD gehalten, weshalb Fed’s Entscheidungen folgenreich werden. Das wiederum, so wird oft argumentiert, verleiht der Fed eine besondere Verantwortung, auch die internationalen Auswirkungen ihrer Handlungen zu berücksichtigen.


Staatsanleihen: Real-Renditen (langfristig) im Vergleich, Graph: Ben Bernanke im Brookings Blog


Warum ist aber der USD die am häufigsten verwendete globale Währung? Übervorteilt die internationale Rolle des US-Dollars die US-Wirtschaft bzw. benachteiligt sie andere Länder?

Der ehemalige Fed-Präsident liefert dazu in seinem Blog-Eintrag lesenswerte Erläuterungen. Was er vorab unterstreicht, ist, dass die Vorteile des USD-Status für die USA in den vergangenen Jahrzehnten wesentlich zurückgegangen seien und ein Hauptkanal des internationalen Einflusses der US-Notenbank durch die „dollarisierten“ Kreditmärkte zur Entfaltungen komme.

Trotz des Wandels der Wechselkurssysteme nach Bretton Woods hat der US-Dollar die Vorrang-Stellung beibehalten. Warum? Das hat damit zu tun, dass die Verwendung des US-Dollars durch die anderen Länder den Nutzen der amerikanischen Landeswährung erhöhen, was unter Ökonomen als „network externality“ bezeichnet wird, erklärt Bernanke weiter.

Der US-Dollar hat daher in den letzten Jahrzehnten seine Rolle als internationales Tauschmittel bewahren können, mit folgenden Vorteilen:

Wertstabilität,
Liquidität,
Sicherheit,
Lender of last resort (dazu mehr in diesem Blog hier und hier).
Einige Vorteile aus der Ausgabe einer Währung, die international am meisten verwendet wird, sind aber laut Bernanke symbolischer Natur.

Das sog. „exorbitante Privileg“ werde durch den tatsächlichen oder potenziellen Wettbewerb aus anderen Währungen wie dem EUR und dem JPY und den schrumpfenden Anteil Amerikas an der Weltwirtschaft allmählich erodiert.

Zudem ist der sichere Hafen-Aspekt des US-Dollars im Grunde genommen negativ für die US-Firmen, da es bedeutet, dass sie genau zu der Zeit, wo die globale Wirtschaftssituation unter Spannung steht, weniger wettbewerbsfähig werden.

Die Fed hat Mitte Dezember 2015 begonnen, den geldpolitischen Kurs zu straffen. Es gilt daher die Risiken, die aus einem stärkeren US-Dollar ausgehen, in den sog. Entwicklungsländern genau zu beobachten. Die gute Nachricht ist aber, dass die USD-Aufwertung in den vergangenen achtzehn Monaten keine grösseren finanziellen Probleme ausgelöst hat, so Bernanke als Fazit.







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