Freitag, 29. Januar 2016

Bank of Japan mit Negativzins und die SNB

Die japanische Notenbank (BoJ) hat am Freitag beschossen, einen negativen Zinssatz  einzuführen. Die Guthaben der Geschäftsbanken werden damit mit minus 0,1% belastet.

Entscheidend ist, dass der Negativ-Zins sich auf die Guthaben der Banken bezieht, die sich von jetzt an aus dem Ankauf von Vermögenswerten (QE-Politik) durch die BoJ ergeben. 

Das heisst, dass die bisher bestehenden Guthaben (2'500 Mrd USD, ca. 50% des BIP) der Banken davon nicht betroffen sind, die weiterhin mit plus 0,1% verzinst werden. Das heisst, dass Banken von der BoJ weiterhin Zinserträge gutgeschrieben werden.

Japan bemüht sich, mit einem sog. 3-tier System die Wirtschaft anzukurbeln. Es ist ein Versuch, die Inflation wieder auf den auf die mittlere Sicht angestrebten Zielwert von rund 2% zu bringen.

Japans Ansatz hat Ähnlichkeiten wie der Ansatz der SNB. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat im Dezember 2014 ein 2-tier System eingeführt.

Der Negativ-Zins wird nur auf jenem Teil des Giroguthabens erhoben, der einen bestimmten Betrag (Freibetrag) überschreitet.



Sichtguthaben der japanischen Finanzinstitute bei der japanischen Notenbank (BoJ), Graph: Bloomberg


Ob es in der Schweiz funktioniert? Ja, sagt die SNB. In einem Medien-Gespräch im Juni 2015 hat Fritz Zurbrügg erklärt, dass die marginalen Kosten (d.h. die Kosten einer zusätzlichen Einheit Franken-Liquidität) für die Transmission auf dem Interbankenmarkt relevant sind:

Der Negativzins hat sich vom Geldmarkt auf den Kapitalmarkt übertragen, unterstreicht der SNB-Vizepräsident. Die Zinsdifferenz an den Geld- und Kapitalmärkten ist heute in der Schweiz höher, als sie ohne Negativzins wäre. Für Hypotheken mit längeren Laufzeiten sind die Zinsen im Vergleich zu Anfang Jahr sogar leicht gestiegen.


Rendite der Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit; Euro vs. Yen, Graph: Bloomberg

Die Geldmarktzinsen orientieren sich unmittelbar am Negativzins auf Sichtguthaben der Banken und anderer Finanzinstitute. Dies liegt daran, dass sich die Zinssätze aufgrund des marginalen Satzes bilden (d.h. des Zinses, der auf eine zusätzliche Einheit an Sichtguthaben angewandt wird.), erläutert Andrea M. Maechler.

Die Wirkungsweise des Negativzinses beschreibt Maechler, Mitglied des SNB-Direktoriums mit dem Ausdruck „Umverteilung der Sichtguthaben unter Banken“. 

Das heisst, dass die Finanzinstitute, deren Sichtguthaben oberhalb des Freibetrags liegen, das Geld von ihrem SNB-Konto zu jenen Banken transferieren, die ihren Freibetrag nicht ausgeschöpft haben und für die Entgegennahme dieser Gelder etwas weniger als Negativzins (von -0.75%) verlangen.

Das bedeutet, dass jeder zusätzlich geschaffene Franken (mit der vollumfänglichen Ausschöpfung der Freibeträge) dem Negativzins unterliegt.

Die SNB sagt als Fazit, dass das Zinsinstrument auch im negativen Bereich wirksam ist. Und das mag in der Tat als Vorbild für den japanischen Zinsbeschluss von heute gedient haben.


















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