Die japanische Notenbank (BoJ) hat am Freitag
beschossen, einen negativen Zinssatz einzuführen. Die Guthaben der
Geschäftsbanken werden damit mit minus 0,1% belastet.
Entscheidend ist, dass der Negativ-Zins sich auf
die Guthaben der Banken bezieht, die sich von jetzt an aus dem Ankauf von
Vermögenswerten (QE-Politik) durch die BoJ ergeben.
Das heisst, dass die bisher bestehenden
Guthaben (2'500 Mrd USD, ca. 50% des BIP) der Banken davon nicht betroffen
sind, die weiterhin mit plus 0,1% verzinst werden. Das heisst, dass Banken von der
BoJ weiterhin Zinserträge gutgeschrieben werden.
Japan bemüht sich, mit einem sog. 3-tier System die Wirtschaft
anzukurbeln. Es ist ein Versuch, die Inflation wieder auf den auf die mittlere
Sicht angestrebten Zielwert von rund 2% zu bringen.
Japans Ansatz hat Ähnlichkeiten wie der Ansatz
der SNB. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat im Dezember 2014 ein 2-tier System eingeführt.
Der Negativ-Zins wird nur auf jenem Teil des
Giroguthabens erhoben, der einen bestimmten Betrag (Freibetrag) überschreitet.
Sichtguthaben der japanischen Finanzinstitute bei
der japanischen Notenbank (BoJ), Graph:
Bloomberg
Ob es in der Schweiz funktioniert? Ja, sagt die SNB. In einem
Medien-Gespräch im Juni 2015 hat Fritz Zurbrügg erklärt, dass die marginalen Kosten (d.h. die Kosten
einer zusätzlichen Einheit Franken-Liquidität) für die Transmission auf dem
Interbankenmarkt relevant sind:
Der Negativzins hat sich vom Geldmarkt auf den
Kapitalmarkt übertragen, unterstreicht der SNB-Vizepräsident. Die Zinsdifferenz an den Geld-
und Kapitalmärkten ist heute in der Schweiz höher, als sie ohne Negativzins
wäre. Für Hypotheken mit längeren Laufzeiten sind die Zinsen im Vergleich zu
Anfang Jahr sogar leicht gestiegen.
Rendite der Staatsanleihen mit 10 Jahren
Laufzeit; Euro vs. Yen, Graph:
Bloomberg
Die Geldmarktzinsen orientieren sich unmittelbar
am Negativzins auf Sichtguthaben der Banken und anderer Finanzinstitute. Dies
liegt daran, dass sich die Zinssätze aufgrund des marginalen Satzes bilden (d.h. des Zinses, der auf eine zusätzliche
Einheit an Sichtguthaben angewandt wird.), erläutert Andrea M. Maechler.
Die Wirkungsweise des Negativzinses beschreibt
Maechler, Mitglied des SNB-Direktoriums mit dem Ausdruck „Umverteilung der Sichtguthaben unter Banken“.
Das
heisst, dass die Finanzinstitute, deren Sichtguthaben oberhalb des Freibetrags
liegen, das Geld von ihrem SNB-Konto zu jenen Banken transferieren, die ihren
Freibetrag nicht ausgeschöpft haben und für die Entgegennahme dieser Gelder etwas
weniger als Negativzins (von -0.75%) verlangen.
Das bedeutet, dass jeder zusätzlich geschaffene
Franken (mit der vollumfänglichen Ausschöpfung der Freibeträge) dem Negativzins
unterliegt.
Die SNB sagt als Fazit, dass das Zinsinstrument
auch im negativen Bereich wirksam ist. Und das mag in der Tat als Vorbild für
den japanischen Zinsbeschluss von heute gedient haben.
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