Wie die folgende Abbildung zeigt, ist der Geldmengenmultiplikator
im Euro-Raum zuletzt eingebrochen. Das ist in erster Linie auf den
geldpolitischen Stimulus durch die EZB zurückzuführen.
Da die EZB das Programm zum Ankauf von
Vermögenswerten (APP) zuletzt bis Ende März 2017 verlängert hat, steigt die
Notenbankgeldmenge (monetary base) im
Euro-Raum weiter. Auch die Wiederanlage der Tilgungsbeträge der im Rahmen des
APP erworbenen Wertpapiere bei Fälligkeit wird fortgesetzt.
Dazu kommt, dass die Banken von den sog. Erleichterungen
Deposit Facility und Current Account vermehrt Gebrauch
machen. Das heisst, dass die europäischen Banken die Überschussliquidität weiterhin
bei der EZB parken.
Und der Geldmengenmultiplikator zeigt nach unten; (hier geht es um didaktische Faktoren,
unabhängig davon, ob man an die Quantitätstheorie des Geldes glaubt oder nicht).
Zur Erinnerung: Die EZB hat im Dezember das Wachstum
des realen BIP für die Jahren 2016 und 2017 nach unten korrigiert. Es war ohne
Zweifel die restriktive Fiskalpolitik, die bis 2015 das Wachstum gedrückt hat.
Euro-Raum Geldmengenmultiplikator, Graph: Morgan Stanley
Die EZB versucht zwar mit den im Sommer 2014
ergriffenen geldpolitischen Massnahmen, eine Entankerung der Inflationserwartungen zu unterbinden. Aber ihr Spielraum
ist zu eng, um zugleich auch die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln,
da die nominalen Zinsen (Zinssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte liegt auf
0,05%) bereits nahe null (zero lower
bound) liegen. Der Einlagesatz ist ja zuletzt im Dezember 2015 um 10
Basispunkte auf minus 0,30% gesenkt
worden.
Euro-Raum, Geldmenge (M1), Graph: Morgan Stanley
Fazit: Eine Zentralbank hat zwar die Möglichkeit,
eine Finanzkrise abzuwenden, aber nicht unbedingt die Nachfrage anzuregen, wie Willem Buiter in einem lesenswerten
Interview mit FuW heute unterstreicht.
Die Anleihekäufe helfen, die Marktzinsen zu
senken. Aber Wechselkurs, Aktienkurse, der risikofreie Zins und
Risikoaufschläge für Staatsanleihen haben nur beschränkt Einfluss auf die Wirtschaft
und die privaten Ausgaben, ergänzt Chefökonom der US-Grossbank Citigroup.
Euro-Raum: Kapazitätsauslastung und
Investitionen, Graph: Morgan Stanley
Deshalb spricht er sich für eine Erhöhung der
Kapitalinvestitionen des öffentlichen Sektors aus: staatliche Ausgaben für das
soziale Kapital würden das Potenzialwachstum erhöhen. Das kann durch mehr und
besseres Humankapital sowie Infrastruktur geschehen, so Buiter.
Da es im Euro-Raum ein Nachfrageproblem gibt,
soll die Wirtschaft auch mit Staatsausgaben stimuliert werden. Geldabwurf aus dem Helikopter (helicopter money) allein
hilft gegen das geringe Potenzialwachstum also nicht.
Das BIP-Niveau liegt im Euro-Raum heute noch niedriger
als vor dem Ausbruch der Finanzkrise von 2008. Das ist ein Armutszeugnis für
die europäische Wirtschaftspolitik, v.a wenn die EU-Behörden Jahr ein Jahr aus nicht erkennen können,
welche Rolle die öffentliche Hand in einem realistischen Modell der Marktwirtschaft einnehmen kann.
PS:
Der Geldmengenmultiplikator ist so definiert: die
Geldmenge (M1) dividiert durch die Notenbankgeldmenge.
Die Notenbankgeldmenge ist so definiert: Noten im
Umlauf + Giroguthaben der Banken bei der EZB.
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