Die Fed hat im Dezember nach fast zehn Jahren
Pause die Zinsen erhöht. Aber warum? Über diese Frage diskutieren drei renommierte
Ökonomen in der Blogosphäre. Das heisst, dass die Debatte online stattfindet.
Alle Teilnehmer sind sich einig, dass die
Zinserhöhung durch die Fed nicht das Gelbe vom Ei ist, um es kurz auszudrücken.
Larry
Summers legt in einer prägnanten Analyse dar, warum die Fed anders denkt. Der an
der Harvard University forschende
Wirtschaftsprofessor präsentiert seine Erläuterung mit dem Hinweis darauf, dass
die Fed zu sehr an bestehenden Modellen und Denkweisen hängt. Es sei seiner
Ansicht nach unheimlich schwer, die Orthodoxie zu brechen.
Brad
DeLong hingegen zweifelt daran, dass die Analyse der Fed mit bestehenden Modellen
übereinstimmt.
Und Paul
Krugman ist der Meinung, dass die herkömmlichen Modelle nahelegen, dass die
Fed mit der Zinserhöhung falsch liegt, v.a. wegen der Überzeugung, dass die Geldpolitiker angeblich mehr wissen als das, was in den Lehrbüchern steht.
Summers antwortet darauf, dass DeLong und Krugman
zwar davon ausgehen, dass die Fed wegen Ignorieren von Modellen falsch liege,
aber er denke, dass die Fed wegen Ignorieren der Dinge, die die Lehrbücher
nicht erfassen, falsch liege.
Summers vertritt also den Standpunkt, dass die
Entscheidungsträger der amerikanischen Geldpolitik auf das „Vertrauen des Markts“ viel mehr Wert legen sollten. Das ist eine Vorstellung (market confidence), die von Krugman bislang stets als abwegig zurückgewiesen
worden ist. Stichwort: confidence fairy.
Summers betont, dass die Aufrechterhaltung des
Vertrauens ein wichtiger Bestandteil der Geldpolitik sei. Krugman mag in seinem
Modell-Denken richtigliegen, so Summers weiter. Aber er bezweifle, dass „Paul
in der Tat Recht hat“. DeLong antwortet darauf, dass Summers Dinge anspricht, die von
Modellen nicht erfasst würden. Aber wir wissen sicher nicht, was diese Dinge sind,
so DeLong.
Martin Sandbu liefert eine lesenswerte
Zusammenfassung der ganzen Debatte in FT. Der Artikel ist jedoch nur für „Premium
Subscribers“ zugänglich.
Die Idee, dass es gelegentlich auf das Vertrauen ankommt,
und dass es von Modellen erfasst werden kann, ist nicht strittig, ergänzt Simon Wren-Lewis in seinem Blog. Zum
Beispiel hängt die Existenz von Banken vom Vertrauen ab, dass die Einleger ihr
Geld abheben können, wenn sie es wollen und es zu einem Bank-run kommt, wenn dieses
Vertrauen verschwindet.
Wenn die Leute sich auf die Vorstellung von
Vertrauen berufen, sollten andere Menschen (v.a. Wirtschaftswissenschaftler)
automatisch misstrauisch werden, argumentiert der an der Oxford University lehrende Wirtschaftsprofessor auf dieser Seite
des Atlantiks.
Der Grund dafür ist, dass damit öfters die
Vertretung der Eigeninteressen verbunden ist. Die Finanzmärkte werden von Wall
Street- oder City-Ökonomen vertreten. Und wie wir immer wieder sehen, wird das
Marktvertrauen stets zur Stützung einer ökonomischen und/oder politischen
Position aufgerufen, so Wren-Lewis weiter. Rentenmarkt-Ökonomen sind beispielsweise zumeist gegen expansive Fiskalpolitik.
Wenn die Wirtschaftswissenschaft auf eine
Schlussfolgerung hindeutet und die Leute sich dagegen aussprechen, mit dem
Verweis auf das „Marktvertrauen“, dann sollten Sie sehr misstrauisch sein. Und
Sie sollten fragen, welches Modell sich auf den Fall bezieht und wo die Evidenz
ist, lautet das Fazit von Wren-Lewis.
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