Montag, 4. Januar 2016

Marktfundamentalisten und Inflationsziel

Die EZB scheint es auch das vierte Jahr schwer zu haben, das eigene Inflationsziel von rund 2% zu erreichen.

Es liegt auf der Hand, dass ein disinflationäres globales Umfeld und der Rückgang der Rohstoffpreise zum Fortbestehen der Niedriginflation im Euro-Raum beitragen.

Es ist aber unumstritten, dass die unnötige Haushaltskonsolidierung in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft die Situation verschärft hat. Der Einsatz von Konjunkturprogrammen (fiscal stimulus) wurde von den EU-Behörden von Anfang an kategorisch ausgeschlossen, um die deflationären Auswirkungen des Schuldenabbaus (deleveraging) im Privatsektor auszugleichen.

Für die Probleme auf der Nachfrage-Seite (Lohnsenkungen) schlugen die Entscheidungsträger Massnahmen auf der Angebots-Seite (Strukturreformen) vor.

Im Ergebnis verharrt die Arbeitslosigkeit nach wie vor auf einem hohen Niveau, während die Ungleichheit in Europa zunimmt. Und das Wirtschaftswachstum liegt immer noch weit unter dem Vorkrisenniveau von 2008. Der Output hinkt hinterher und es werden weniger Arbeitnehmer beschäftigt, weil die Ausgaben gekürzt werden.



EZB verfehlt ein viertes Jahr das eigene Inflationsziel, Graph: Bloomberg


Die neoliberal geprägte Wirtschaftspolitik der europäischen Entscheidungsträger schreibt trotz allem eine prozyklische Haushaltspolitik vor. Und die von der Krise am stärksten betroffenen Südländer rutschen damit tiefer in einen Teufelskreis:

Die Ideologie triumphiert über Beweise. Daher wirkt der Euro heute wie der Goldstandard in den 1930er Jahren, mit allen fatalen Folgen, wie Wolfgang Münchau in seiner Kolumne bei Spiegel Online darlegt.

update:


Die Hindernisse, vor denen die Weltwirtschaft steht, sind nicht ökonomischer, sondern politischer und ideologischer Natur, betont Joseph Stiglitz in einem lesenswerten Artikel („The Great Malaise Continues“) in Project Syndicate.




Keine Kommentare: