Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass die
EZB es von Anfang an versäumt hat, Impulse zu geben, wenn es notwendig war.
Die Finanzkrise von 2008 ist zwar in den USA via subprime-Sektor ausgebrochen. Aber die
Eurozone war stark betroffen. Während die USA einen pro-aktiven Ansatz an den
Tag legten, hat sich die Eurozone zurückgehalten, Stimulus bereitzustellen.
Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich,
dass Europa heute in eine Niedrig-Inflation-Falle rutscht, wie eine aktuelle
Analyse via voxeu nahelegt.
Die Verfasser der Forschungsarbeit erinnern
daran, dass die Fed sofort die
Zinsen gesenkt hat: von 5,25% im September 2007 auf 0% bis 0,25% im Dezember
2008. Die US-Notenbank hat zudem eine mengenmässige Lockerung der Geldpolitik
(genannt QE-Policy) angekündigt, begleitet von einem „forward guidance“, der
Öffentlichkeit signalisierend, dass die Zinsen für eine lange Zeit niedrig
bleiben würden.
Die erste Reaktion der EZB auf die Great Recession
kam im Juli 2008 zustande, in Form einer Zinserhöhung (um 0,20%). Erst nach der
Lehman-Pleite im September 2008 hat sich die EZB einer international
koordinierten Zinssenkungsrunde am 8. Oktober angeschlossen.
Kerninflation im Vergleich: USA vs. Eurozone, Graph: Kang, Ligthart and Mody: „The ECB and the Fed: A comparative narrative“ in voxeu
Danach hat die EZB aber das Tempo der Zinssenkung
verlangsamt und im April und Juli 2011 sogar die Zinsen erhöht. Die Zinsen
wurden erst im November 2013 nahe an die Null-Grenze gebracht. Und die EZB hat
im September 2014 begonnen, eine QE-Politik anzuwenden, die dann im Januar 2015
erweitert wurde.
Es ist wahr, dass die Fed ein klares
Doppel-Mandat (dual-mandate) hat;
Beschäftigung zu fördern und Preisstabilität aufrechtzuerhalten.
Allerdings ist die unterschiedliche Definition
der Mandate kein Grund, auf die Great
Recession (die grösste Krise seit der Great
Depression in den 1930er Jahren) anders zu reagieren. Schliesslich hat die
EZB neuerdings so gehandelt, wie wenn sie ein Doppel-Mandat hätte.
In der Tat hat Lars Svensson darauf hingewiesen,
dass das Ziel der mittelfristigen Preisstabilität der EZB impliziert, dass die
EZB nicht versuchen würde, die Inflation sofort nach unten zu drücken, weil
sonst die Produktion (output) davon
negativ tangiert würde.
Im Ergebnis hebt Svensson hervor, dass das
vorgegebene Ziel der EZB ununterscheidbar ist, von Zentralbanken mit
Doppel-Mandat, was auch von anderen Autoren wie Taylor und Nechio unterstützt
wird.
Fazit: Die EZB hat die Krise von
Anfang an falsch gedeutet. Und die geldpolitischen Autoritäten Europas werden
daher mit der Erbe einer schwachen Erholung der Wirtschaft und fest
verwurzelten deflationären Tendenzen in Verbindung gebracht, argumentieren die Autoren
als Schlussfolgerung.
Nicht vergessen werden darf ausserdem die
Verschwendung von Human Capital in Millionenhöhe (über 22,1 Millionen von
Menschen sind in EU28 arbeitslos). Verzögerungen bei der Stimulierung der
wirtschaftlichen Erholung haben Dauerfolgen (Hysterese-Effekt), wie Antonio
Fatas und Larry Summers in einer neulich vorgelegten Studie bekräftigten.
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