Montag, 25. Januar 2016

Warum unterläuft die EZB das eigene Inflationsziel?

Die EZB schickt sich an, im März eine weitere Lockerung der Geldpolitik anzukündigen, wie Mario Draghi zuletzt auf der Pressekonferenz am 21. Januar angedeutet hat.

Die EZB hat es aber schwer. Warum? Sie verfehlt das eigene Inflationsziel zum vierten Jahr in Folge. Genau genommen unterbietet die EZB den Zielwert von rund 2% auf mittlere Sicht seit vier Jahren.

Das Ziel (inflation target) hat an Glaubwürdigkeit verloren, schreibt Wolfgang Münchau dazu in einem lesenswerten Artikel („Mario Draghi’s inflation targets miss the mark“) in FT.

Aus der am vergangenen Donnerstag veröffentlichten Sitzungsnotizen (“accounts”) der EZB geht hervor, dass nicht jedes Mitglied des EZB-Rats das Inflationsziel auf gleiche Art und Weise verfolgt. Eine Ansicht, die auffällt, ist, dass manche Mitglieder sich gegen die Ausweitung des Programms zum Ankauf von Vermögenswerten (APP) aussprechen, es sei denn, die Eurozone befinde sich in Deflation.

Otmar Issing, der frühere EZB-Chefvolkswirt sagt in einem Interview mit der BörsenZeitung, dass die EZB bei der Rückführung der Inflation in Richtung des verbreiteten Ziels von 2% mehr Geld Geduld aufbringen soll.




Zentralbanken; Bilanzen im Vergleich, Graph: Morgan Stanley


Issing spricht sogar davon, den Zeithorizont zum Erreichen des Ziels doch ein ganzes Stück weit zu verlängern.



Inflation Swaps (2 Jahre), USD vs. EUR, Graph: Morgan Stanley

Was Münchau daraus schliesst, ist, dass das Ziel asymmetrisch wahrgenommen wird. Die geldpolitischen Falken wie z.B. Jürgen Stark oder Jens Weidmann zeigen sich besorgt, wenn die Inflation das Ziel z.B. zeitweise übersteigt, aber sie wirken unbekümmert, wenn die Inflation das Ziel eine Zeit lang unterläuft.



Zentralbanken kaufen Vermögenswerte (im Verhältnis zum BIP), Graph: Morgan Stanley

Als Fazit hält Münchau fest, dass die EZB nur teilweise engagiert ist, was das Erreichen des Zielwerts betrifft. Das ist einer der Gründe, warum sie das Inflationsziel nicht erfüllen kann bzw. verfehlt.





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