Die japanische Notenbank (BoJ: Bank of Japan) hat am Freitag einen Negativzins
in Höhe von minus 0,10% auf Giroguthaben der Banken bekanntgegeben.
Mit der Einführung von Negativzins auf Teile von
Sichtguthaben bestimmter Kontoinhaber folgt Japan dem Vorbild der
Schweizerischen Nationalbank (SNB).
Die SNB erhebt den Negativzins nur auf jenem Teil
des Giroguthabens, der einen bestimmten Betrag (Freibetrag) überschreitet. Die Schweizer Notenbanker nennen es zwei Freibetrag-Ansätze (2-tier-system).
Die Materie ist für Laien sicherlich etwas kompliziert. Wer aber darüber mehr
erfahren will, kann auf das Merkblatt der SNB zurückgreifen.
Die BoJ hat zwar einen dreistufigen Ansatz (3-tier-system) vorgestellt, wie in der
folgenden Abbildung zu sehen ist. Aber es ist das selbe Prinzip. Mehr
dazu hier in einem kurzen Artikel von Bloomberg.
Und hier ist das Merkblatt von BoJ dazu.
Bank of Japan’s dreistufiger Ansatz für die
Umsetzung des Negativzinses, Graph: Bank of Japan (BoJ) via Morgan Stanley
Bemerkenswert ist, dass Japan die eigene
QE-Politik (mengenmässige Lockerung der Geldpolitik) als „QQE“ bezeichnet; „quantitative-qualitative
easing“, um sich von anderen Notenbanken abzuheben.
Weniger als null; Negativzinsen verschiedener
Zentralbanken, Graph: Bloomberg
Wirtschaftswissenschaftler gingen einst davon
aus, dass die Zentralbanken die Zinsen "nur" bis auf die Null-Grenze senken können.
Nun scheint der Negativzins plötzlich desto mehr konventionell zu wirken, je länger
die Inflation unter dem Zielwert der Zentralbanken verweilt.
Schweden, Dänemark und die Schweiz haben alle im
Sog der Finanzkrise von 2008 Negativzins eingeführt. Zur Erinnerung: Der
Einlagesatz (deposit facility) der
EZB beträgt zur Zeit minus 0,30%.
Während die SNB eine kleine und offene
Volkswirtschaft repräsentiert, bestimmt die BoJ die Geldpolitik der drittgrössten
Volkswirtschaft der Welt. Die Auswirkungen, wie auch immer, dürften daher wahrscheinlich
kräftiger zur Entfaltung kommen.
Allenfalls scheint der neue Stufen-Ansatz Schule
zu machen. Nick Rowe meint in
seinem Blog, dass „stufige“ Negativzinsen eine Subvention für die Banken
bedeuten. Worauf es ankommt, ist aber der marginale Satz, d.h. der Zins, der
auf eine zusätzliche Einheit an Sichtguthaben angewandt wird. Die Zinssätze
bilden sich schliesslich aufgrund des marginalen Satzes.
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