Donnerstag, 3. Juli 2008

Island: Zentralbank belässt Leitzins bei 15,5%

Die isländische Notenbank hat heute ihren Leitzins unverändert bei 15,5% belassen. Die Inflation sei im Zuge der Abwertung der isländischen Krone in den ersten Monaten des laufenden Jahres kräftig gestiegen und notiere jetzt oberhalb der Prognose der Notenbank von April. Die isländischen Notenbanker erwarten, dass die Inflation bis ins nächste Jahr hinein hoch verlaufen, aber dann rasch wieder zurückfallen wird. Eine Lockerung des Leitzinses sei nun zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen als im April vorausgeplant. Das werde die Inflation wieder ins Ziel bringen. Für die nächsten zwei Jahre ist jedoch von einem beträchtlichen Schrumpfen des Bruttoinlandsproduktes (BIP) auszugehen. Die nächste Sitzung der Zentralbank (Sedlabanki) findet am 11. September statt.

Island ist als erstes Land der Welt, das der Kreditmarktkrise zum Opfer fiel, in die Schlagzeilen geraten. Die Landeswährung hat sich gegenüber dem Euro in den vergangenen zwölf Monaten um 50 Prozent abgewertet. Allein in diesem Jahr hat die Krone 27% an Wert verloren. Der Gegenwert für einen Euro beträgt heute 124,40 Kronen. Die Regierung in Reykjavik beschuldigte im vergangenen Monat die HedgeFonds, gezielt auf eine Abwertung der Krone spekuliert zu haben. Die Inflation stieg im vergangenen Monat auf 12,7% und die Zentralbank hat die Zinsen drastisch auf 15,5% angehoben. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im ersten Quartal im Vergleich zum Vorquartal um 3,7% eingeschrumpft. Gemäss Schätzungen der Notenbank wird das Wirtschaftswachstum 2008 um 2,5% abnehmen. Das wäre die erste Kontraktion seit 1992.

Die isländischen Banken galten aufgrund ihrer aggressiven Kreditpolitik als Gewinner der Globalisierung. Die Vermögenswerte der drei grössten Banken (Glitnir, Kaupthing und Landsbanki) sind neun mal so hoch wie die gesamte Wirtschaftsleistung des Inselstaates. Der Kleinstaat mit 310'000 Einwohnern erhielt im Juni einen Not-Kredit von den Zentralbanken Dänemarks, Schwedens und Norwegens. Damit verfügt die Sedlabanki jetzt über Devisenreserven von insgesamt 3,5 Mrd. Euro.

Keine Kommentare: